Die FIONA-Trilogie - Das Attentat
Datum: 04.01.2020,
Kategorien:
Betagt,
... mich das Messer tief im Unterleib traf. Ich merkte, wie unmittelbar danach meine Knie nachgaben und ich mich, in mich verdrehend, auf den Boden des Korridors fiel; ein zweiter Messerstich traf mich Fallende dann hoch am Oberarm, der ein weiteres Vordringen der Klinge in Richtung meines Brustkorbs verhinderte. Dann rannte der junge Mann weiter, traf nach wenigen Schritten auf unseren Sportlehrer, der von dem Tumultgeräuschen angelockt, in den Gang gelaufen kam. Aufgrund welchen Zufalls Andrew Master einen Kricketschläger in der Hand hatte, wusste ich nicht; aber genau mit diesem Schläger setzte er den Amok laufenden Attentäter außer Gefecht und zertrümmerte dabei sein Knie, so das dieser fluchtunfähig geworden war.
Den vollständigen Tathergang hatte ich erst vor sechs Tagen von dem ermittelnden Chief-Inspektor anlässlich meiner ersten Vernehmung erfahren. Der Attentäter-Schüler, der eigentlich sehr zurückhaltende Sohn eines prominentesten Chefkochs und Restaurantbesitzers in Cheltenham, war plötzlich mit gezücktem Messer auf eine Mitschülerin losgegangen, hatte diese mit drei tiefen Stichen tödlich verletzt, hatte dann der unterrichtenden Lehrerin, die vergeblich versucht hatte dazwischenzutreten, mit einem Stich die Bauchschlagader durchtrennt und mich bei seiner beginnenden Flucht als drittes Opfer angegriffen. Meine Kollegin war noch im Klassenzimmer verstorben.
In meinem Fall war die Notfallambulanz nach wenigen Minuten vor Ort gewesen und hatte mich noch vor dem ...
... Verbluten rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft. Bei der Not-OP hatte sich der Notfallchirurg nach kurzer Beratung mit dem Gynökologen des Krankenhaus entschlossen, mir die durch den Messerstich schwer geschädigte Gebärmutter zu entfernen; da zudem überraschenderweise zwei merkwürdig aussehende Zysten an meinen Eierstöcken erkannt worden waren, hatte man mir auch angesichts meines Alters meine gesamten weiblichen Organe entfernt. Bei der nachfolgenden Gewebs-untersuchung hatten sich die beiden zitronengroßen Geschwulste als gutartig erwiesen, aber ich war mit der Entscheidung der Ärzte absolut einverstanden.
Was mich in den letzten Krankenhaustagen nachhaltig erschreckt hatte, war die Berichterstattung in der zu Recht berüchtigten Boulevardpresse Englands. Andrew Master war zum Helden hochstilisiert worden, daneben hatten die Reporter die gesamte Privatsphäre von Lehrern, Schülern und Eltern in das von ihnen gefärbte Tageslicht gezerrt und breit gewalzt. Die Eltern des Attentäters hatten ihr bekanntes und hoch dekoriertes Restaurant vorübergehend geschlossen und waren mit unbekanntem Ziel verreist. Wie ich von der Stationsschwester erfahren hatte, hatten zwei Reporter sogar versucht, zu mir ins Krankenzimmer vorzudringen.
Die in der nächsten Woche beginnenden Herbstferien gaben mir die Gelegenheit, meine Zukunft zu überdenken. Bei meinem Besuch in meinem Schulleiterbüro und im Lehrerzimmer war ich mit Applaus und viel Zuspruch begrüßt worden. Aber ich hatte es vermieden, ...