1. Die FIONA-Trilogie - Das Attentat


    Datum: 04.01.2020, Kategorien: Betagt,

    ... gemein. Aber ich denke, es wäre wirklich besser, wenn Großvater stirbt", sagte meine Tochter plötzlich. „Ich denke, dass ein Lebensende als bettlägeriger Pflegefall eher Folter denn erstrebenswert ist."
    
    Ich schaute Eileen im ersten Moment schockiert an, dachte dann aber nach. „Im Prinzip hast Du Recht. Ich habe solche Gedanken über mich selbst gehabt, als ich im Krankenhaus lag. ‚Entweder wieder vollständig gesund oder tot.'"
    
    Während wir noch über unsere weiteren Pläne nachdachten, klingelte mein Mobiltelefon. „Sind Sie noch in Inverness?" fragte mich eine freundliche Frauenstimme. Ich bejahte. „Dann sollten Sie wieder ins Raigmore kommen. Der Arzt sagte, dass Ihr Vater wohl im Sterben liegt."
    
    Diesmal ließ man Eileen und mich zu meinem Vater ins Zimmer. „Er ist ins Koma gefallen", erläuterte der Arzt, „und wir gehen davon aus, dass er daraus nicht mehr erwachen wird. Egal was wir machen."
    
    „Dann soll er in Frieden sterben", war meine Reaktion. Ich hielt für die nächste halbe Stunde seine Hand, die sich eiskalt anfühlte. Dann zeigte das Überwachungsgerät für seinen Puls an, dass sein Herz den Betrieb eingestellt hatte.
    
    Eileen und ich entschieden, uns einen Leihwagen zu nehmen und am nächsten Morgen nach Skye zu fahren. Ich wusste, dass mein Vater vor vielen Jahren einen Vertrag mit dem örtlichen Bestatter abgeschlossen hatte, so dass wir uns um keine Details kümmern mussten. Diese Information hatte ich bereits ans Krankenhaus weitergegeben, die routiniert alle ...
    ... notwenigen Schritte direkt mit dem Bestatter abklärten.
    
    Unser Ziel war Vaters Cottage, das viele Jahre ein schönes Ferienziel für meine Tochter und mich gewesen war.
    
    Rosi Mackenzie erwartete uns bereits. Ihr Croft-Cottage war der nächste Nachbar zu dem meines Vaters und mit seinen lila gestrichenen Fenstern und Türen eine deutlich sichtbare Deklaration ihrer sexuellen Zugehörigkeit. Rosi war nur wenige Jahre älter als ich und eine Schottland-weit bekannte Feministin und Vorkämpferin der LGBTQ-Bewegung. Auf der anderen Seite war sie eine hart arbeitende Crofterin, im Grundsatz hatte sie neben ihrer eigenen Landwirtschaft die meines Vaters und einer weiteren Nachbarin unter ihrer Fürsorge. Sie hatte zudem dafür gesorgt, dass diese drei Crofts sowie weiteres Land mit einer Gesamtfläche von rund 120 ha an der Südspitze von Skye nach der Gesetzesreform von 2003 in ihr jeweiliges grundrechtliches Eigentum übergegangen waren. Mein Vater hatte auf der anderen Seite durch seine kleine Buchhaltungs- und Steuerberatungspraxis, die er - nach dem Verkauf seiner eigentlichen Firma fünfzehn Jahre zuvor - für lokale Kunden bis zu seinem Lebensende betrieben hatte, für administrative und finanzielle Ordnung gesorgt.
    
    Eileen und ich machten uns in Rosis angenehm warmer Küche bequem, tranken Tee und aßen auch schon zur Lunchtime selbstgebackene Scones.
    
    „Gary war ein wunderbarer Mann", gestand mir Rosi, ein Kompliment, dass mich angesichts ihres lesbischen Hintergrundes überraschte. „Er ...
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