1. Die FIONA-Trilogie - Das Attentat


    Datum: 04.01.2020, Kategorien: Betagt,

    ... war der einzige vertrauenswürdige Mann in unserem Buch- und Leseclub. Wir werden ihn sehr vermissen."
    
    Rosis Aussage machte mich neugierig. „Ein feministischer Buch- und Leseclub mit einem männlichen Mitglied?"
    
    Rosi lachte tief und hintergründig. „Da staunst Du? Du wusstest nicht, dass Dein Vater ein belesener Mann war?"
    
    Eileen und ich schauten sie mehr als verblüfft an. „Als ich mich vorhin im Cottage umgeschaut habe, habe ich keine zehn Bücher gesehen."
    
    „Brauchte er auch nicht. Die spezielle Lektüre unseres Clubs bekam er ja auch hier."
    
    „Was für eine spezielle Lektüre?"
    
    „Meine liebe Fiona. Lesbische Frauenlektüre. Und unsere vier Clubmitglieder probieren gern die gelesenen Anregungen in Praxis aus." Rosi lachte wieder auf ihre charakteristische Weise und schaute mich mit betont freundlichen Augen an. „Wir wissen beide, dass Garys erster Schlaganfall ihn vollständig impotent gemacht hatte. Das vereinfachte die Sache, er war praktisch unser fünftes Mitglied, im wahrsten Sinne des Wortes." Rosi griff nach der Teekanne und schenkte uns allen nach. Damit gewann sie auch kurz Zeit, in der sie überlegte, wie weit sie uns die Wahrheit erzählen sollte. Dann gab sie sich sichtbar einen Ruck. „Er machte seine fehlende Potenz durch sein unglaublich stimulierendes Geschick mit Mund, Zunge, Fingern, Händen und wer weiß noch was für zusätzliches Spielzeug wett." Sie nickte ein paar Mal nachdenklich. „Ja, ich bin mir sicher: wir werden ihn alle sehr vermissen."
    
    Ich ...
    ... war in der Tat überrascht. Ich kannte die enge Freundschaft zwischen meinem Vater und Rosi, aber diese intimen Informationen waren neu für mich. Mein Vater hatte sich in einem Kreis lesbischer und bisexueller Frauen den Ersatz für sein verloren gegangenes Familien- und Liebesleben geschaffen und weder ich noch meine Tochter hatten je etwas bemerkt.
    
    „Ein paar seiner Erlebnisse beziehungsweise Fantasien hat er in eigene Geschichten umgesetzt. Wahrscheinlich findest Du sie auf seinem Laptop. Ich habe aber ebenfalls einen kompletten Satz auf meinem PC hier, wenn Ihr sie irgendwann einmal lesen möchtet."
    
    „Wenn etwas mehr Ruhe eingekehrt ist, sehr gerne." Ich war in der Tat neugierig geworden, diese mir total unbekannte Seite meines Vaters kennenzulernen.
    
    „Erbst Du eigentlich Garys Besitz hier?" wechselte Rosi plötzlich das Thema.
    
    „Soweit ich sein Testament kenne, ja. Wieso fragst Du?"
    
    „Wäre schön, wenn Du es behalten würdest. Es würde mir und einigen anderen hier große Sorgen bereiten, wenn es an jemanden Wildfremden verkauft würde. In Ardvasar und Armadale haben mittlerweile viele Crofts den Besitzer gewechselt und sind dann entcroftet und in Ferienhäuser umgewandelt worden."
    
    „Ich weiß, ehrlich gesagt, noch überhaupt nicht, was ich damit anfange. Wie Du mit Sicherheit aus der Presse entnommen hast, habe ich einige sehr schlimme Wochen hinter mir."
    
    „Ja, habe ich. Gary hat auch mit mir darüber gesprochen. Er hat sich sehr große Sorgen um Dich gemacht, vielleicht ...
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