Unkonventionell
Datum: 26.01.2020,
Kategorien:
Romantisch
... rarer. Ich sah dem Treiben noch eine Weile zu. Trank mein viertes Bier aus.
Überlegte gerade, ob ich nun wirklich langsam nachhause gehen sollte. Da stand schon wieder eins vor mir. Und eine offenbar spendierfreudige nicht mehr ganz so junge Dame neben mir. Lächelte mich gelassen an.
"Oh, hab ich das dir zu verdanken?", erkundigte ich mich zunehmend schwererer Zunge.
Verdammt, ich vertrug echt nichts.
"Ja. Wenn du dich erkenntlich zeigen möchtest, hätte ich da schon ein paar Vorschläge."
"Das kann ich mir... hm, denken... auch wenn das gerade etwas schwerer fällt... aber... ich bin nicht die Frau für schnelle Nummern... Quatsch... Mann für...", kriegte ich nicht nur wegen des Alkohols mühsam raus.
Vor allem ihre vorwitzige Hand, die meinen Oberschenkel und alles darüber liegende völlig gelassen betatschte, brachte mich richtig aus dem Konzept.
"Ich hatte nichts Schnelles im Sinn. Im Gegenteil. Bei mir kommt keiner so schnell aus dem Bett."
"Aber... ich bin hier nicht auf Brautschau. Ich werde hier wohl arbeiten. Verschaffe mir nur... oh... einen Eindruck..."
"Ich doch auch nur. Ach, ist das schön. Ein neues Gesicht."
"Das ist nicht mein Gesicht, an dem du dich... da... erfreust..."
"Rosi. Finger weg. Meiner", kam wieder meine Retterin in allerletzter Sekunde.
"Oh. Schau an. Du hast Geschmack, Süße. Na, wenn du hier bald arbeitest, werden wir uns sicher ganz oft sehen. Nichts ist von Dauer. Alles ändert sich. Alles wächst."
"Wie ...
... wahr...", bestätigte ich ihre Beobachtung, während Tanja noch kurz kicherte, bevor sie weiter wuppen musste.
"Dann bis bald", wurde ich erneut mit einem Küsschen auf die Wange verabschiedet. Erst dann ließ sie mich auch südlich los.
Tanja tauchte noch einmal schnell bei mir auf.
"Sorry, Lippe, ich kann dich nicht ständig vor den Stammkunden retten. Sei einfach du selbst, und dir wird schon nichts passieren. Basti, wo sind die Biere? Schlaf nicht ein, verdammt."
"Nein, das machen wir anders", gab ich kurzentschlossen bekannt. "Ich helfe euch, kostenfrei und unverbindlich. Ich zapfe, ihr macht den Rest."
Basti grinste mich begeistert an.
"Ein Samariter. Na los, komm her. Ich sag bestimmt nicht nein."
Tanja schaute mich erst stirnrunzelnd an und zuckte dann mit den Schultern.
"Wie du willst. Solange hier so die Post abgeht. Warum nicht. Gleich eine Feuertaufe."
Nun gut, das kannte ich aus der Disco. Die war ebenfalls zu bestimmten Zeiten knüppelvoll und entsprechend der Andrang an der Theke gewesen. Durch unsere Arbeitsteilung wurde es erträglich. Zufrieden schauten mir meine beiden wahrscheinlich neuen Kollegen am Anfang noch auf die Finger.
Waren dann froh, dass ich ihnen so tatsächlich Luft verschaffte. Basti konnte sogar zwischendurch kurz raus, um eine rauchen zu gehen.
"Du machst dich richtig gut", lobte mich Tanja. "Die Gläser bitte spülen. Langsam wird es ja auch ruhiger. Schütt dein Bier da mal weg. Das steht jetzt schon über drei Stunden. Nimm ...