Spieglein, Spieglein ...
Datum: 30.01.2020,
Kategorien:
Sonstige,
... die Einkäufe einfach fallen und rannte in Schlafzimmer. Sofort schloss ich die Tür um die Dunkelheit wieder herzustellen die ich benötigte.
Ich atmete einmal tief ein, als ich es schon etwas heller leuchten sah, bevor ich vor dem Glas stand. Zu meiner Verwunderung zeigte es aber ein anderes Bild als sonst. Der Saal war nicht mehr zu sehen, stattdessen konnte ich einen kleineren Raum erkennen, der relativ hell erleuchtet war. Die Wände waren mit schwerem, rötlichem Brokat überzogen und hatten ein ungewöhnliches Muster. Dazu kam, dass auf halber Strecke eine Rekamiere stand, die allerdings mit dunkelblauem Stoff überzogen war. Ansonsten konnte ich nichts erkennen, obwohl der Raum noch größer war. Zumindest ging ich davon aus, denn das Mobiliar war einfach zu gering. Leider konnte ich durch den Winkel nicht mehr sehen.
So wie es aussah, hatte man das Gegenstück meines Spiegels an einen anderen Ort gebracht und wahrscheinlich war er die ganze Zeit abgedeckt gewesen, um ihn vor Beschädigung zu bewahren. Das erklärte zumindest die Dunkelheit über die letzten Stunden. Nicht zu erklären war aber, dass ich leicht nach oben sah und somit eine Perspektive hatte, als wenn ich in die Hocke gegangen wäre. Doch nach etwas überlegen kam ich zu dem Schluss, dass man den Spiegel noch nicht aufgehängt hatte und er noch schräg gegen sie Wand lehnte.
Jetzt war ich gespannt darauf, was sich als Nächstes tun würde. Immerhin war das sicher nicht umsonst geschehen.
Ich ging noch einmal ...
... in die Küche und holte mir etwas zu essen und trinken. Dann saß ich wieder auf dem Stuhl und wartete, während ich alles in mich hinein futterte.
Ich war so damit beschäftigt, dass ich fast die Bewegung am rechten Rand nicht mitbekam. Ich biss gerade in einen wunderbar süßsauren Apfel, an dem ich mich fast verschluckte, denn er war so saftig, dass mir der Saft in den Rachen lief und meine Luftröhre reizte. Ich hustete ein paar Mal, und als ich damit fertig war, hörte ich ein Erheitertes: "Gesundheit!"
Das war alles. Aber es hatte ausgereicht, dass ich die Stimme erkannte. Es war ganz klar die Stimme von Klara, die wenige Augenblicke später ins Bild trat. Dieses Mal hatte sie ein froschgrünes, bodenlanges Kleid an, welches, wie auch die vorherigen, ihre Figur sehr betonte. Die Taille schmal geschnürt, die Ärmel etwas aufgebauscht und der Reifrock weit ausladend. Dazu die unvermeidliche Turmfrisur, die jedes Mal etwas anders gesteckt war.
Jetzt konnte ich die Theorie bestätigen, dass der Spiegel gegen die Wand gelehnt worden war, denn ich sah Klara ebenfalls etwas von unten herauf an. Nur wenige Grad, aber man konnte es gut erkennen. Zur Bestätigung sagte sie es mir auch noch.
"Entschuldigt, dass wir euch noch nicht aufgehängt haben. Die Handwerker müssen erst entsprechende Haken holen. Ich hoffe, ihr habt den Transport gut überstanden!"
Alleine diese Antwort bestätigte mir, dass Klara wirklich glaubt, dass ich in dem Spiegel wohnte und ich musste wieder einmal ...