1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... Welcher Mensch hatte schon die Möglichkeit mit jemandem zu kommunizieren, der in einer anderen Welt wohnte. Dazu war es noch ein sehr angenehmer Anblick. Klara verkörperte vieles, was ich immer schon gemocht hatte. Wäre ich zwanzig Jahre jünger gewesen, wäre sie für mich genau das gewesen, was ich immer gesucht hatte. Leider fand ich niemals etwas, was ihr entsprach. Eine längere Partnerschaft hatte ich niemals gehabt. Hieraus ergab sich aber auch, dass ich immer ein freier Mensch gewesen war und das hatte auch einige Vorteile.
    
    "Ich stehe dir zur Verfügung!", antwortete ich gleich. "Ich habe ja sonst nichts zu tun!"
    
    Gut, das war wieder gelogen, aber ich musste mein Image des Mannes im Spiegel aufrechterhalten. Ich fand, dass es besser so war, als Klara zu erklären, dass ich in einer anderen Welt lebte. Vielleicht hätte sie es nicht verstanden. Obwohl, wenn ich genau darüber nachdachte, hatte ich es ebenfalls nicht verstanden. Doch das war mir vollkommen egal.
    
    "Das ist schön. Ihr seid etwas älter, daher könnt ihr mir sicher einige Fragen beantworten, die mir auf der Seele liegen. Obwohl ich mich frage, ob ihr mir die überhaupt beantworten könnt. Immerhin seid ihr alleine, habt also von Frauen und anderem keine Ahnung!"
    
    Klara war nicht auf den Kopf gefallen, das war mir klar und ich überlegte fieberhaft, wie ich aus dieser Frage wieder herauskam, was zu der Zeit passte, in der sie wohl lebte.
    
    "Ich war nicht immer im Spiegel. Vor vielen Jahren wurde ich von einer ...
    ... Hexe verflucht und wurde von ihr dazu verdammt, mein Leben in einem Spiegel zu verbringen. Da sie sich aber nicht klar ausgedrückt hatte, in welchem Spiegel, wurde ich in diesen verbannt. Wie lange das noch sein wird, kann ich nicht sagen. Aber, da ich hier alles habe, was ich zum Leben brauche, ist es nur noch halb so schlimm. Man gewöhnt sich daran!"
    
    "Ja, es ist eine Pest mit den Hexen. Erst neulich wurde wieder eine verbrannt.
    
    Was habt ihr denn getan, dass sie so zornig auf euch geworden ist?"
    
    Mit dieser Frage hatte ich genauso wenig gerechnet, wie mit der vorigen. Wieder musste mein Gehirn auf Hochtouren laufen, um etwas zu erfinden, was einigermaßen logisch war.
    
    "Sie hat mich dabei erwischt, wie ich in ihr Haus einsteigen wollte!", sagte ich, als mir nichts anders einfallen wollte.
    
    "Ihr seid ein Dieb!", sagte Klara und sah fast entrüstet in den Spiegel, "eigentlich sollte ich mich nicht mehr mit euch unterhalten!"
    
    "Ja und nein!", antwortete ich. "Es war das falsche Haus. Eigentlich wollte ich zu meiner damaligen Liebsten. Leider hatte ich etwa zu viel getrunken und ihres mit dem der Hexe verwechselt!"
    
    Klara sah ein wenige verdattert zu mir herüber und fing laut an, zu lachen. Ihr liefen jetzt wirklich die Tränen über die Wangen, aber vor Freude. Sie belustigte es so sehr, dass sie in ihrem engen Korsett nur noch wenig Luft bekam und schon bald zu hecheln begann.
    
    Nur langsam beruhigte sie sich wieder und grinste über das ganze Gesicht, tupfte sich ...
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