Spieglein, Spieglein ...
Datum: 30.01.2020,
Kategorien:
Sonstige,
... gerade abspielte.
Es wurde immer gefährlicher. Die Kerze neigte sich stärker in meine Richtung und die Flamme war recht hoch. Wenn sie so weitermachte, konnte es passieren, dass sie sich soweit neigte, dass sie sicher an den Rahmen des Spiegels kam. Keine gute Idee, immerhin bestand der aus Holz, davon ging ich jedenfalls aus. Stand er erst einmal in Flammen, war es sicher um ihn geschehen. Ob ich dann noch den Vorzug hatte, durch ihn hindurchschauen zu können, war zweifelhaft. Außerdem waren die Wände mit Brokat überzogen. Ein sicher leicht entzündliches Material. Es würde in Windeseile den Raum in Flammen aufgehen lassen. Ob Klara dies unbeschadet überleben würde, wusste ich nicht.
Ich begann sie zu rufen, wollte die warnen, aber sie schlief zu fest. Lauter wurde ich, schrie zum Schluss, konnte sie aber anscheinend nicht erreichen.
Mittlerweile neigte sich die Kerze so weit, dass es sicher nur noch eine Sache von Minuten war, bis sie Schaden anrichtete.
Ich wusste nicht, was sich machen sollte. Das Übel kam immer näher und ich konnte nichts anders machen, als dabei zuzusehen.
Aus Verzweiflung legte ich meine linke Hand auf die Oberfläche des Spiegels und vernahm wieder die Wärme und Vibrationen, die von ihm ausgingen. Doch dieses Mal drückte ich stärker dagegen und sofort nahmen die Vibrationen zu.
Obwohl ich fast in Panik geraten war, nahm ich es sehr gut wahr, wunderte mich ein wenig darüber und drückte noch etwas fester zu.
Auf einmal hörte ich ein ...
... knirschendes Geräusch. Es hörte sich an, als wenn man auf zu dünnem Eis lief. Zuerst war ich erschrocken, sah mir das Glas an denn ich hatte geglaubt, dass die Scheibe kaputt gehen würde, aber das tat sie nicht. Fasziniert wiederholte ich es, drückte noch einmal dagegen und erschrak fürchterlich, als das Glas nachgab und meine Hand hindurch rutschte. Ein wirklich seltsames Gefühl, ich konnte die Scheibe an meiner Haut entlang schrappen fühlen, schnitt mich aber nicht. Dabei sah ich um meinen Arm etwas, was wie flüssiges Quecksilber aussah. Es umschloss meinen Arm wie ein Ring, hinderte mich aber nicht daran, meinen Arm hin und her zu führen.
Ohne es weiter zu beachten, griff ich nach der Kerze und drückte den Docht in das flüssige Wachs. Ein Schmerz durchzuckte mich, als ich die Hitze des Wachses an meinen Finger spürte, und zog meine Hand sofort wieder zurück.
Mein Erstaunen war enorm. Was war dort gerade passiert. Fragen über Fragen explodierten in meinem Gehirn und ich wollte es nicht glauben. Doch das Wachs auf meinen Fingerkuppen erzählte eine ganz einfache Geschichte. Ich war mit meinem Arm in Klaras Welt gewesen. Wie das angehen konnte, war mir so rätselhaft, wie alles was mit dem Spiegel zusammenhing.
Ich setzte mich erst einmal auf meinen Stuhl und wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Ich starrte nur vor mich hin und ging die neue Situation durch, die mir ganz andere Perspektiven bot. Zumindest eine, an die ich noch niemals zu denken gewagt hatte. ...