1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... der Vergoldung abgeblättert. Also hatte ich doch nicht so sorgfältig gearbeitet, wie ich gedacht hatte.
    
    Da es aber mein erstes Mal gewesen war, machte ich mir keine Vorwürfe darüber. Ich ging in den Keller und holte alles Nötige. Wenige später hockte ich auf dem Schlafzimmerfußboden und versuchte die schadhafte Stelle auszubessern. Doch ich konnte machen, was ich wollte. Es wollte einfach nicht haften, so sehr ich mich auch bemühte. Ich verstand es einfach nicht. Zur Probe versuchte ich es an der Innenseite eines Bettpfostens. Hier hielt es sofort und fest, als wenn nichts gewesen wäre.
    
    Ein erneuter Versuch an dem Rahmen, brachte kein anderes Ergebnis. Es blieb nicht haften. Eine Stunde später gab ich es auf, auch wenn es mich gewaltig störte. Es zerstörte den Gesamteindruck des Rahmens.
    
    Da ich Zeit hatte, fuhr ich in die Stadt und kaufte neues Material. Kaum Zuhause kniete ich wieder an alter Stelle und fluchte vor mich hin. Auch damit konnte ich die schadhafte Stelle nicht beseitigen. Es war zum verrückt werden. Einem Mann wie mir, der Präzision am Herzen lag, störte es gewaltig. Aber was sollte ich machen?
    
    Die Zeit war dabei so weit fortgeschritten, dass ich mich erschrak, als ich neben mir hörte wie jemand sagte: "Christoph, was macht ihr da?"
    
    Klara war zurückgekommen, und da es bei mir wesentlich heller war als bei ihr, konnte sie mich natürlich dabei sehen, wie ich auf dem Boden herum kroch.
    
    "Nichts Besonderes. Ich habe nur versucht, etwas zu ...
    ... reparieren. Aber leider klappt es nicht!"
    
    Ich stand auf und grinste in Klaras Richtung.
    
    "Und wie geht es dir heute?", fragte ich sie, denn mir fiel nichts anderes ein.
    
    "Schlecht. Ich glaube, Marie hat mich angesteckt. Meine Haut ist ganz heiß, obwohl ich friere. Ich sollte ins Bett gehen!"
    
    "Das tut mir aber Leid!", antwortete und legte eine besorgte Stimme dazu ein. Die traf wohl Klaras Nerv.
    
    "Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ich komme damit schon zurecht. Ein wenig Ruhe und es wird mir wieder besser gehen. Ihr seid ja da, dann könnt ihr mir etwas erzählen. Dann wird es nicht so langweilig. Ich hasse es, nutzlos im Bett zu liegen!"
    
    Ich konnte sie verstehen. Es gab nichts Langweiligeres, als krank im Bett zu liegen. Bei uns ging es ja noch. Immerhin hatten wir so schöne Sachen wie Fernseher oder Ähnliches. Das gab es bei ihr nicht. Sie hatte höchstens ein Buch. Ansonsten nur langweilige Ruhe. Gut, wenn man wirklich krank war und hohes Fieber, war es einem auch Recht. In der Situation war man froh, wenn man in Ruhe gelassen wurde. Aber in der Zeit der Genesung, brauchte man schon etwas Ablenkung.
    
    Ich brachte nur noch das Material für die Vergoldung weg, dann löschte ich wieder das Licht und konnte Klara sehen, die gerade ins Bett stieg. Selbst auf die Entfernung konnte man gut sehen, dass es ihr wirklich nicht gut ging. Sie hatte eine rötliche Schnupfnase und sah auch sonst noch bleicher aus als sonst. Fast wie weißer Wachs. Ein sehr ungesundes ...
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