Spieglein, Spieglein ...
Datum: 30.01.2020,
Kategorien:
Sonstige,
... Stunden hielt ich auf meinem Wachposten aus. Dann fielen mir selber die Augen zu. Immerhin hatte ich die ganze Nacht durchgewacht. Mich überfiel eine starke Müdigkeit und ich wollte mich für einen Moment hinlegen. Aus dem Moment wurden fünf Stunden. Erschreckt wachte ich auf, sah auf den Radiowecker und stürzte fast aus den Federn. Sofort sah ich nach Klara, die noch immer in etwas in der Position saß bzw. lag in die ich sie gebracht hatte. Da ich selbst auf die Entfernung sehen konnte, dass ich ihr Brustkasten hob und senkte, ging ich davon aus, dass es ihr schon besser ging.
Später kam noch einmal der Arzt. Er ließ Klara noch einmal zur Ader, nickte dann aber zu Klaras Vater, als wenn er eine gute Nachricht verbreiten wollte. Dann verschwanden die beiden wieder.
Noch mindestens einmal musste ich es wagen. Dazu nahm ich dieses Mal nicht nur ein Glas Wasser mit, sondern auch einen selbst gemacht Rinderbrühe, die ich noch im Tiefkühlschrank hatte. Ich wärmte sie auf und nahm sie in einer kleinen Kanne mit, die sah so ähnlich aussah wie eine Schnabeltasse.
Jetzt musste alles schneller gehen als sonst und ich schaffte es soweit gut. Tablette, Wasser, dann Brühe hinterher, Schweiß abwischen und noch einmal schauen. Zum Schluss konnte ich es nicht lassen, beugte mich herunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Sofort schlich ich mich wieder zum Spiegel, drehte mich noch einmal zu ihr um und konnte erneut sehen, dass sie ihre Augen geöffnet hatte. Eine Reaktion ...
... erfolgte aber nicht. Daher ging ich davon aus das alles gut war.
Klara erholte sich schneller als gedacht. In den nächsten zwei Tagen konnte ich beobachten, wie es ihr fast Stunden um Stunde besser ging. Sie schlief viel, und als man merkte, dass es ihr besser ging, brachte man ihr regelmäßig etwas zu essen und trinken.
"Es ist so langweilig!", sagte sie schon bald zu mir und ich wusste nicht, was ich für sie machen konnte. Doch sie hatte sofort einen Vorschlag.
"Könnt ihr mir nicht etwas vorlesen? Irgendwas Interessantes. Oder erzählt mir von eurem Leben, bevor ihr in den Spiegel verbannt wurdet!"
Ich zog es vor, ihr etwas vorzulesen. Etwas Romantisches, damit sie sich nicht aufregte. Herzschmerz musste her. Ich fand einen Roman und begann ihr daraus vorzulesen. Dabei war es nicht einfach, den normal lesen und rückwärts erzählen war sehr kompliziert. Daher klang es zuerst etwas abgehackt, aber ich gewöhnte mich sehr schnell daran. Klara gefiel es ebenfalls gut. Sie schloss öfter ihre Augen, ohne jedoch dabei zu schlafen.
Sie träumte den Traum, den der Roman versprach. Ein Paar, was sich liebte, sich verstand und glücklich miteinander war. Genau das, was sie auch wollte, aber nicht bekommen sollte. Was ich jedoch nicht bedacht hatte, war, dass der Autor nicht nur Romantik konnte, sondern auch eine sehr deftige Szene mit eingebaut hatte. Als ich an diese Stelle kam, geriet ich ins Stocken.
Klara öffnete ihre Augen und sah zu mir herüber.
"Warum lest ihr nicht ...