1. Niemals (Roman)


    Datum: 18.02.2020, Kategorien: Reif

    ... war, aber ich spürte weitaus tiefere Gefühle in mir“, ich hörte, dass er den Tränen nahe war und sofort weinte ich selbst. Er tat mir unendlich leid.
    
    Mir war danach, ihn tröstend in die Arme zu nehmen, aber das war gerade ganz schön unangebracht.
    
    „Wir liebten uns und diese Gefühle vervielfältigten sich immer mehr und als ich dich zum Höhepunkt gebracht hatte“, er stockte kurz und schluckte: „Da konnte ich plötzlich deine Gedanken lesen! Ich weiß nicht, ob du es bemerkt hast, aber ich bedankte mich bei dir, dass du dich, mir gegenüber geöffnet hast, in Gedanken!“ Michael atmete tief ein.
    
    „Ich erinnere mich und ich musste lachen“, gab ich mit klarer Stimme zu. Er sollte nicht mitbekommen, dass ich weinte.
    
    „Stimmt. Ich hätte beinahe nicht kommen können, weil ich Gewissensbisse hatte.“
    
    Wir schwiegen. Jeder hing seinen Erinnerungen hinterher.
    
    „Ich erforschte dich, während du schliefst und fand heraus, dass du noch lange nicht so weit warst, um dich zu offenbaren. Ich telefonierte heimlich mit meinem Vater...“
    
    Oh man, jetzt erschien mir alles in einem anderen Licht. Warum hatte er mich nur angelogen? Ich verstand die Welt nicht mehr. In mir tobten die wildesten Gefühle, Trauer, Bedauern, Verlust und unendliches Mitleid!
    
    Michael fasst mich wieder an die Schulter und dieses Mal, ließ ich ihn gewähren. Ich brauchte dringend Trost.
    
    „Wir hofften, dass du den Absprung schaffen würdest, aber das ging ja völlig in die Hose...“ Ich brauchte ganze drei Monate, um ...
    ... es zu schaffen und auch nur, weil Michael mir dabei geholfen hatte. Er hatte zwei meiner Tabus gebrochen. Er hat hat mich erpresst und gesagt: „Wenn du mich liebst, schluckst du!“
    
    Damals war es ganz schlimm für mich. Ich liebte ihn, war ihm beinahe hörig geworden. Dumm, wie ich war, ging ich darauf ein. Es schmeckte ober absolut ekelig und ich würgte schwer. Hinterher ärgerte ich mich sehr, über mich selbst und auch über ihn. Das verschaffte mir den endgültigen Absprung. Erpressung und Schlucken! Das ging mal gar nicht!!!!!
    
    „Da alles nichts half und ich mich nicht trennen konnte, schmiedeten wir einen Plan und den hast du dann ja auch erfahren. Es tut mir unendlich leid, aber mein Vater hat mich dazu gezwungen!“
    
    „Du hättest dich weigern können. Du hättest mir die Wahrheit sagen können. Du hättest aufbegehren sollen. An deiner Seite, hätte ich alles mit links geschafft! Ihr habt mir nicht vertraut und das tut entsetzlich weh, besonders von dir!“ Nun schluchzte ich laut auf. Ich hielt den Schmerz kaum noch aus.
    
    Michael zog mich an sich und ich bette meinen Kopf an seiner Schulter. Schweigen schaukelte er mich sachte hin und her.
    
    „Ich habe es bitter bereut, glaube mir. Viele Jahre lang, habe ich schwer gelitten. Hin und wieder tauchte ich in deiner Nähe auf, aber du schienst mich nie wahr genommen zu haben!“
    
    „Doch habe ich und jedes mal aufs Neue, habe ich gegen die Schmerzen angekämpft!“
    
    „Das wusste ich nicht. Ein Privatdetektiv hat dich für mich überwacht“, ...