1. Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês - Kapitel 1 - Das Familienmädchen


    Datum: 01.03.2020, Kategorien: Schamsituation

    ... Ich hatte mich nämlich gar nicht getraut, den wirklich anzuziehen. Und als Du mich damals anriefst, das war ja ein Samstag, da war ich nur schnell in der H:S gewesen, um in der Bibliothek am PC meine Nachricht zu schreiben. Und dann sollte ich gleich zu Dir! Das war mir echt peinlich.“
    
    „Davon habe ich nichts gemerkt. Ich dachte, Du läufst immer so herum. Und bist Du dann ja auch.“
    
    „Ja. Weil Du mir dieses Kompliment gemacht hast. Da dachte ich… also, ich dachte, es gefällt Dir, also bleibe ich so.“
    
    „Zum Glück!“ Nadine strich mit der anderen Hand nachdenklich über den Schenkel des Mädchens. „Dann…“
    
    „Ja?“
    
    „Kann es sein, dass das hier, also Berlin und so, für Dich so eine Art Ausbruch ist?“
    
    Inês, die die ganze Zeit hinaus aufs Wasser geschaut hatte, sah nun Nadine zum ersten Mal an. „Ja, das stimmt. Ich liebe meine Eltern und meine Familie über alles. Aber ich musste da einfach raus. Und dazu musste ich weit weg. Nach Berlin. Deshalb habe ich auch so fleißig Deutsch gelernt, Tag und Nacht, und so viel gespart…“
    
    Nadine küsste sie auf die Stirn. „Schön, dass Du da bist! Dass Du zu uns gefunden hast! Und ich werde, nein,
    
    wir
    
    werden Dir auf Deinem Weg in die Freiheit helfen!“ Sie klatschte ihr spielerisch auf den Bauch. „Und sich zum eigenen Körper zu bekennen ist ein großer Schritt in die Freiheit!“
    
    Inês schaute an ihrem Leib herab. „Ich glaube, Du hast recht. Davon hatte ich nie eine Vorstellung, an so etwas wie FKK habe ich nie gedacht. Aber ich ...
    ... glaube, dass das… - irgendwie zu mir passt. Ich mag es.“
    
    Nadine gab ihr strahlend einen Kuss.
    
    Gleich am nächsten Tag gingen sie wieder zu viert ins Bad. Diesmal ließ
    
    Inês
    
    den Bikini daheim. So ohne jegliche Rückversicherung aus dem Haus zu gehen, kostete sie einige Überwindung. Aber sie tat es nicht nur Nadine zuliebe, sondern auch, weil sie einen weiteren Schritt in ihre neue Freiheit gehen wollte.
    
    Auch diesmal machten sie gemeinsam einen Spaziergang über das Gelände, nun zu viert. Die Kinder sprangen fröhlich um die beiden Größeren herum. Inês fühlte sich schon viel sicherer als am Vortag, was auch an den drei anderen, dem unschuldigen Anblick einer lieben Familie lag. Vor dem Hauptgebäude trafen sie auf die alte Dame vom Vortag, die sich der Kinder angenommen hatte, und Nadine und die beiden Mädchen folgten ihr zum Eisstand. Inês dagegen blieb für sich, wollte eigentlich zurück zu ihren Sachen, doch dann ging sie, ebenso neugierig wie mutig geworden, zur geöffneten Tür des Gebäudes, eines schlichten eingeschossigen Pavillons, um hinein zu spähen. Außen und innen war alles aus Holz, sogar der Boden. Der Flur, die offenen Räume dahinter schienen menschenleer. Vorsichtig trat sie ein. Am Ende lag ein Fitnessraum mit einigen Geräten, daneben ein großer Saal, wohl für Veranstaltungen und Feiern. An den Wänden hingen Bilder aus alten und neuen Zeiten. Inês betrachtete sich die Fotos aufmerksam.
    
    „Suchen Sie etwas?!“
    
    Inês erschrak. Hinter ihr stand die alte Dame ...
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