1. Die Einladung


    Datum: 07.03.2020, Kategorien: Romantisch

    ... peinlich für mich sind."
    
    "Ich möchte, dass du es selbst willst."
    
    "Keine Sorge, frag nur."
    
    "Nein ehrlich, du kannst auch nicht antworten."
    
    "Schon gut, frag schon!"
    
    "Wie bist du zu diesem Job gekommen?"
    
    "Das ist eine lange Geschichte."
    
    "Wir haben Zeit."
    
    Lea schaut mich einen Moment lang an. Ich habe den Eindruck, sie möchte nicht darüber reden.
    
    "Lass es, wenn du nicht darüber sprechen möchtest."
    
    "Danke, aber warum soll ich es dir nicht erzählen?", antworte sie. "Im Grunde geht es, wie du dir sicher denken kannst, nur ums Geld."
    
    "Du brauchst Geld?"
    
    "Für meine Familie."
    
    Ihre Antworten fallen recht wortkarg aus. Deshalb will ich nicht weiterbohren und sage nichts darauf. Doch plötzlich spricht sie nach einer Pause von sich aus weiter.
    
    "Mein Vater säuft schon seit Jahren. Die Situation war irgendwann allerdings unerträglich. Er hat nicht nur das ganze Geld versoffen, er hat auch seinen Job verloren und wurde aggressiv."
    
    "Hat er dich und deine Mutter geschlagen?"
    
    "Ja. Vor allem meine Mutter. Er hat aber auch vor mir und meinen Geschwistern nicht immer Halt gemacht."
    
    "Du hast Geschwister?"
    
    "Ja, fünf."
    
    "Wow! Das ist hart."
    
    "Vor etwa drei Monaten wusste ich keinen anderen Ausweg mehr. Ich habe mich hier um eine Arbeit beworben, eine Wohnung gemietet und meine Mutter sowie die Geschwister dorthin gebracht. Als er am Abend nach Hause kam, waren wir weg."
    
    "Hat er sich das gefallen lassen?"
    
    "Er hat getobt und gedroht. ...
    ... Zunächst nur am Telefon. Doch schon am Tag danach hat er irgendwie herausgefunden, wo wir wohnen. Er wollte die Tür zur Wohnung aufbrechen und hat meine Mutter und die Geschwister wüst beschimpft. Er hat unaussprechliche Drohungen und Verwünschungen von sich gegeben. Meine Mutter hat mich in ihrer Verzweiflung hier angerufen. Sie war völlig aufgelöst. Zunächst habe ich gar nicht verstanden, was passiert ist.
    
    Zum Glück hat der Chef der Sicherheitsleute mein Telefonat mitbekommen und hat mich gefragt, was los sei. Nach kurzem Zögern habe ich ihm erzählt, was mein Problem ist. Man will schließlich nicht jedem auf die Nase binden, dass man Angst vor dem eigenen Vater hat. Man schämt sich sogar dafür. Doch Riccardo hat toll reagiert. Er hat zwei seiner Leute genommen und ist zur Adresse gefahren, die ich ihm genannt habe. Sie haben meinen Vater, wie er mir später berichtet hat, zur Vernunft gebracht. Frag mich nicht, wie er das gemacht hat. Einzelheiten wollte er mir auch nicht erzählen. Auf jeden Fall hat sich mein Vater seitdem nicht mehr bei uns blicken lassen."
    
    "Das ist auch gut so", überlege ich. "Und seitdem musst du für das Familieneinkommen sorgen."
    
    "Meine Mutter kann nicht arbeiten, bei fünf Kindern hat sie mehr als genug zu tun, damit sie versorgt sind."
    
    "Das kann ich verstehen. Aber wie lange willst du das hier machen?"
    
    "Keine Ahnung. Vermutlich, solange ich muss."
    
    Da der Kellner kommt und uns die Karte reicht, unterbrechen wir unser Gespräch. Es muss nicht ...
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