1. Das Ministerium für Bürgerglück


    Datum: 13.03.2020, Kategorien: CMNF

    ... annahm.
    
    „Aber die Videoanlage des Hotels war doch kaputt. Oder nicht?“, fragte die Frau verwirrt. „Ja, die Kameras des Hotels sind wirklich außer Betrieb. Aber unsere eigene Überwachungsanlage arbeitet tadellos.“ Tamila streichelte sanft die Hand der Frau. „Das Glück unserer Bürger ist uns viel zu wichtig, als dass wir es einer unzuverlässigen Technik überließen.“ Wieder stieg der Nebel des Hologramms auf. Es zeigte den fremden Mann und die Furie beim Einchecken in das Hotel.
    
    „Hier siehst Du das Bürgerpaar mit der befristeten Partnerschaft Nummer K7- 432Y. Im Gegensatz zu Dir war der Bürger so vernünftig, sich mit seiner Angelegenheit an uns als zuständige Stelle zu wenden.“ Tamila gönnte sich auch einen Kaffee, dann erläuterte sie die Situation des Bürgerpaares. „Grundsätzlich ist die Bürgerin im Beischlaf leicht zu befriedigen und ihre Wesenszüge nehmen nach erlebten Koitus eine sehr sanftmütige Form an, die sich beim wiederholten Koitus bis zur Hörigkeit gegenüber ihren Abschnittspartner steigern kann. Wäre da nicht ihre krankhafte Eifersucht, die eine Befriedigung unmöglich macht, sobald sich eine andere Frau auch nur im selben Gebäude befindet. Bis jetzt war es dem Bürger noch nicht gelungen den Beischlaf zu vollenden, da seine Abschnittspartnerin vorher aus dem Zimmer rannte, um die vermeintliche Konkurrentin ausfindig zu machen.“
    
    Die Administratorin brachte der Frau eine weitere Tasse Kaffee und fuhr ihre Ausführung fort. „Im Rahmen unserer Aufgabe der ...
    ... Glücksvermehrung unserer Bürgerinnen und Bürger, arrangierten wir für die beiden einen Hotelaufenthalt, und stellten sicher, dass sich im Umkreis von vielen Kilometern keine weitere weibliche Person befindet, um den Bürger die Vollendung des Beischlafes zu ermöglichen.“ Die Freundlichkeit in Tamilas Gesicht wich einer vorwerfenden Strenge. „Und Du, Bürgerin, hast durch Deine höchst egoistische Selbstsuche nach Glück unsere Arbeit sabotiert!“
    
    Die Administratorin betonte ihren Ärger mit einem gezielt eingesetzten Moment des Schweigens. „Das Bürgerpaar hat seine befristete Partnerschaft nun aufgelöst.“ Die Frau wollte sich entschuldigen, sagen, wie Leid ihr das tat, doch die Administratorin ließ sie nicht zu Wort kommen. „Setzte Dich draußen hin und warte, bis ich entschieden habe, wie ich mit Dir weiter verfahre.“ Tamila führte die Frau aus dem Zimmer, setzte sie auf eine Bank im Atrium und machte sich auf den Weg in ein anderes Zimmer.
    
    Dort saß ein 38-jähriger Mann, der sich als zusammengekauertes Häufchen Elend gab und nicht wusste, warum er herbestellt worden war. Kurzangebunden trat die Administratorin ein und kam direkt zur Sache. In spätestens zwanzig Minuten wollte sie den ganzen Vorgang abgeschlossen haben. „Bürger. Deine Nachbarin, Quatiersnummer Darmstadt QS-567 wollte heute Abend ein Konzert ihrer Lieblingsband besuchen, für das sie ein sehr teures Ticket ergattert hatte.“ Der Mann gab sich Ahnungslos.
    
    „Nachdem sie bemerkt hatte, dass sie von einer männlichen ...
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