Das Refugium - Kapitel 001
Datum: 23.03.2020,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Kapitel 1: Der Deal
"... ich will euch beide."
Es war so still im Raum dass man eine Stecknadel hätte fallen hören.
Die Ältere dachte nach, wog offenbar die Optionen ab, befand dass sie keine hatten, wandte ihren Kopf zur Jüngeren und sagte ernst: „Was meinst Du? Du entscheidest für Dich selbst ob Du es machst oder nicht." Die saß aber nur still und völlig geschockt da, hatte die Augen panisch aufgerissen, und brachte kein Wort heraus.
Die Ältere wandte sich wieder an Manfred: „Das ist meine Tochter. Ändert das etwas für Dich?"
„Nicht im Geringsten,", antwortete er ungerührt, „oder hast Du bei den drei Regeln irgend etwas von einer Ausnahme für Verwandte gehört?" Auf Grund der vertrauten Art, mit der sie miteinander umgingen, hatte er sich schon so etwas gedacht.
Eine Weile sagte niemand etwas, und Manfred begann ungeduldig mit dem Fingern auf den Tisch zu trommeln. Da ging ein Ruck durch die Mutter, sie wandte sich zu ihrer Tochter, nahm ihren Arm und sah ihr entschlossen in die Augen. „Wir gehen hinaus und verstecken uns irgendwo, es wird schon irgendwie klappen.", und sie versuchte, die Tochter auf die Beine zu ziehen. Diese blieb aber wie angewurzelt sitzen. „Mama, Du weißt, dass wir sterben werden?" „Ja, das weiß ich.", antwortete die Mutter leise, und gab ihre gespielte Zuversicht wieder auf, sie machte einer tiefen Traurigkeit Platz.
Die Tochter schluckte schwer, und dann setzte sie sich entschlossen auf: „Ich kriege das hin, Mama. Ich will, ...
... dass wir beide leben." Und zu Manfred gewandt fragte sie: „Wirst Du mir weh tun?"
„Nur wenn ich muss.", antwortete er kryptisch.
„Dann bin ich einverstanden.", antwortete die Tochter mit brüchiger Stimme.
„Du hast die drei Regeln gehört und verstanden und wirst sie befolgen?"
„Ja, das werde ich.", antwortete sie tonlos.
„Dann lasst es uns besiegeln.", sagte Manfred ernst, und streckte seine Hand aus. Schweigend legten die beiden Frauen ihre Hände darauf, und er drückte nicht allzu fest zu. „Ich heiße Manfred,", sagte er, „willkommen in meinem Refugium, das ab sofort auch eures ist."
„Marianne,", stellte sich die Ältere vor, „und das ist Lisa."
Als sie sich wieder los ließen, standen alle einen Augenblick herum und er überlegte bereits, wie er das Ganze organisieren würde.
Etwas unsicher fragte Marianne „... willst Du es jetzt gleich hier?".
„Nein.", antwortete er, „Wir wollen nichts überstürzen, so wie ich das sehe werden wir viel Zeit zusammen verbringen. Ich möchte euch erst einmal gebührend willkommen heißen. Kommt mit, ihr geht vor.", und er wies einladend auf eine der Türen die von dem Raum in die Tiefen des Stützpunktes führten.
Schweigend liefen die beiden Frauen vor ihm her, während er sie von hinten durch die endlosen Gänge des Stützpunktes dirigierte. Das Areal musste riesig sein, dachte Marianne, und daran wie wenig man von außen sah, außer einem relativ kurzen Stück stacheldrahtbewehrter Mauer und dem massiven Eingangstor und ein paar ...