1. Kumiho Na-Ri 03


    Datum: 25.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... nicht, wo sie waren. Gut, sie mussten nur nach Osten paddeln, irgendwann würden sie auf die Küste treffen. Aber wie weit würden sie rudern müssen? Der Sturm hätte sie bis kurz vor das chinesische Festland treiben können, in dem Fall bräuchten sie viele Tage zurück.
    
    Ju-Won war in dieser Hinsicht ziemlich eindeutig gewesen. Sie würden rudern müssen, bis sie wieder auf Land stießen. Cha-He, obwohl an Land der unbestrittene Anführer ihrer kleinen Gruppe, hatte Ju-Won das Kommando auf diesem Boot übergeben und sich nun völlig untergeordnet. Eigentlich eher resigniert.
    
    Yoshimoto dagegen war nun eher zuversichtlich. Der Leib des Dämons war fort, nun konnte es nur besser werden. Wenn nur seine Arme nicht so schmerzen und seine Hände so weh tun würden. Und der Durst nicht wäre.
    
    „Land!", rief Ju-Won plötzlich mit heiserer Stimme.
    
    Cha-He blickte müde auf. Noch immer hatte er starke Kopfschmerzen. Außerdem belastete ihn das Scheitern ihrer Mission zu sehr. Wie sollte er dem Leutnant damit unter die Augen treten?
    
    Auch Yoshimoto blickte in die Richtung, in welche Ju-Won deutete. Tatsächlich erhob sich in der Ferne ein Schatten.
    
    „Rudert, wir sind gerettet!", befahl Ju-Won.
    
    Mehr automatisch und aus Pflichtbewusstsein, denn aus eigenem Antrieb befolgte Cha-He den Befehl. Yoshimoto dagegen bekam neue Kraft und legte sich ins Zeug. So nah wie die Küste schien, würden sie gewiss nicht lange brauchen. Und auch Ju-Won begann kräftig und voller Elan zu paddeln.
    
    Den ganzen ...
    ... Nachmittag ruderten sie wie wild und langsam kamen sie dem Land näher.
    
    Yoshimoto fiel zuerst auf, dass etwas nicht stimmte. Er runzelte die Stirn und schaute sich im Boot um. Dann riss er einen Fetzen Stoff von seiner Kleidung ab und warf sie ins Wasser, wo sie an ihnen vorbei trieb.
    
    „Stimmt etwas nicht!", wollte Yoshimoto wissen, der das Ganze beobachtet hatte.
    
    „Die Ebbe setzt ein", erklärte Ju-Won.
    
    Yoshimoto musste als Inselbewohner nicht erklärt werden, was das bedeutete, nur Cha-He begriff nicht gleich.
    
    „Warum hört ihr auf, zu rudern?", fragte er.
    
    Wütend warf Ju-Won sein Paddel ins Boot.
    
    „Weil wir es gegen die Strömung nicht schaffen werden!", erklärte er zornig.
    
    „Aber das Ufer ist doch schon da vorne!", widersprach Cha-He. „Nur noch ein kleines Stück!"
    
    „Nein, Ju-Won hat recht", bestätigte Yoshimoto. „Gegen die Strömung können wir nicht anrudern."
    
    Cha-He schien verwirrt.
    
    „Und was jetzt?"
    
    Yoshimoto legte sein Paddel zur Seite, glitt von der Ruderbank und lehnte sich zurück gegen die Bordwand.
    
    „Jetzt schlafen wir."
    
    Cha-He blickte zu Ju-Won, doch der nickte nur.
    
    „Männer, wir werden verdursten, wenn wir noch einen Tag auf See verbringen müssen!"
    
    Cha-Hes Lebenswille war in Anbetracht der scheinbar greifbaren Rettung wiedererwacht, und er weigerte sich, nun erneut zu resignieren.
    
    „Wenn wir ein Segel hätten, könnten wir vielleicht gegen die Strömung ankommen", erklärte Ju-Won geduldig. „Aber nicht mit Rudern. Schau dich doch mal ...
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