1. Kumiho Na-Ri 03


    Datum: 25.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... Frauen und Kinder sind viel einfachere Opfer. Du stammst doch zufällig aus einem Dorf nicht weit von hier? Ein Tagesmarsch? Dort leben deine Frau und dein Sohn?" Yun ließ ihre Reißzähne langsam wieder über die Unterlippe herausfahren, um zu verdeutlichen, was sie meinte.
    
    De-Yongs ohnehin schon durch Blutverlust etwas bleiches Gesicht verlor vollständig seine Farbe.
    
    „Das wagst du nicht!", antwortete er kraftlos.
    
    „Warum nicht? Meinst du, für Meinesgleichen macht es einen Unterschied, ob wir Männern, Frauen oder Kindern das Blut rauben, abgesehen von der Menge? Und auch, wenn wir einen Menschen dabei nicht zwingend töten müssen, gibt es keine göttliche Regel, die uns das verbietet. Ihr seid für uns, was euer Vieh für euch ist: Nahrung! Ich muss dich nicht umbringen, du wirst qualvoll sterben, wie du ganz richtig gesagt hast. Aber ich kann dich kurz und schmerzlos töten, kurz bevor das geschieht, oder aber deine ganze Familie, einschließlich aller Verwandten qualvoll auslöschen. Deine Entscheidung!"
    
    De-Yong schluckte. Er begriff, dass sie ihn in der Hand hatte, aber immer noch nicht, weshalb sie ihn nicht gleich tötete.
    
    „Gut, ich werde das Blut trinken. Aber bitte verrate mir wenigstens den Grund!"
    
    Yun zögerte, dann zuckte sie mit den Achseln.
    
    „Ich verrate ihn dir später. Dann wirst du begreifen, versprochen. Und wenn du mir gehorchst, werde ich nicht nur deine Familie in Ruhe lassen, sondern dir auch den schnellen Tod gewähren, sobald es soweit ist. Und ...
    ... jetzt beeil dich!"
    
    Sie hielt ihn die Kehle des Leichnams hin. Voller Ekel betrachtete De-Yong die blutenden Wunde, aus welcher ein steter Rinnsaal noch immer tropfte, obwohl das Herz schon lange zu schlagen aufgehört hatte. Mit geschlossenen Augen tastete er mit dem Mund nach der Wunde, bis er sie fand und das Blut schmeckte. Dann begann er zu saugen, bis der metallisch-salzige Geschmack ihn beinahe zwang, sich zu erbrechen. Hustend hörte er auf.
    
    Yun hatte ihn beobachtet und schätzte ab, wie viel er wohl getrunken hatte. Viel war es nicht gewesen. Doch sein Magen war nicht an Blut gewöhnt. Es brachte nichts, wenn er sich gleich wieder übergab. Yun kam die Erinnerungen an ihre erste Zeit in dieser Sphäre zurück. An ihren menschlichen Körper, der genau wie De-Yong erst lernen musste, was die Dämonin in ihm benötigte. So viele Jahrhunderte das auch her war, ihre Erinnerung daran war, als wäre es erst letzte Woche gewesen.
    
    De-Yong benötigte im Augenblick nicht viel Blut, schließlich war er kein mächtiger Dämon wie Na-Ri oder Yun. Er musste keine elementaren Kräfte bändigen und dem ständigen Sog in die Dämonenwelt widerstehen. Nur stark und schnell werden.
    
    Endlich nickte sie befriedigt, nahm den Leichnam so spielerisch leicht hoch, als würde sie eine Strohpuppe bewegen, drehte ihn um und sauge weiteres Blut aus der Leiche, nun von der Erdanziehung unterstützt. Als sie fertig war, warf sie ihn achtlos zu Boden.
    
    De-Yong sah schon ein wenig besser aus. Die Wunden begannen ...
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