Die Geschichte von Sam (Teil 02)
Datum: 14.06.2020,
Kategorien:
Transen
... müssen. Wir sprechen etwa eine halbe Stunde zusammen und ich bin am Schluss etwas weniger ängstlich und merke einmal mehr, wie gut Jess mir tut.
Am Mittwoch ruft meine Mutter an.
"Hallo, Sam."
"Hallo Mama, wie geht es?"
"Oh, danke, ganz gut, ist gerade viel los. Und bei dir?"
"Alles in Ordnung."
"Wir kommen am Freitag nach Hause und müssen dann mit dir sprechen. Wir haben tolle Neuigkeiten."
"Super, freue mich. Ich habe auch Neuigkeiten."
"Schön, dann bis Freitag. Ich soll dich noch von Papa grüssen".
"Danke, grüsse ihn auch von mir."
"Mach ich, tschüss."
"Tschüss, Mama."
Telefongespräche mit meiner Mutter sind immer kurz und prägnant, von daher war auch dieses keine Ausnahme. Wie man sich täuschen kann.
Der Rest der Woche dümpelt dann so vor sich hin, Schule, lernen, und am Abend, endlich, telefonieren mit Jess. Sie hat angekündigt, am Freitag wieder in meine Stadt zu kommen, "lernen kann ich überall", hat sie gesagt und ich freue mich riesig.
Am Freitag um 16.00 Uhr klingelt es an der Tür. Vor der Tür stehen zwei Polizei Beamte und fragen, ob sie kurz reinkommen dürfen. Ich führe sie in die Küche und frage sie ängstlich, worum es geht. Der eine räuspert sich und erklärt mir dann einfühlsam die Situation. Meine Eltern hatten einen Unfall, wurden frontal von einem andern Fahrzeug gerammt. Sie waren auf der Stelle tot.
Ich schaue sie geschockt und ungläubig an und sie fragen, ob sie jemanden verständigen können, was ich verneine. ...
... Ich möchte nur noch, dass sie so schnell wie möglich gehen. Nachdem sie dann endlich gegangen sind, realisiere ich langsam, was sie gesagt haben. Ich kann es nicht glauben.
Meine Eltern haben wir mal eine Notfallnummer gegeben, für alle Fälle, haben sie gesagt. Ich rufe diese Nummer an und werde dann mit einem Herrn Claasen verbunden.
"Hallo Herr Claasen, meine Name ist Sam Hofmann, meine Eltern haben mir diese Nummer für Notfälle gegeben."
"Hallo Herr Hofmann, wie kann ich ihnen helfen?"
"Nur Max, bitte", schlucke einmal leer und erkläre ihm dann die Situation. Herr Claasen ist sichtlich schockiert.
"Das tut mir so leid, Max, mein herzliches Beileid. Ich bin, ich war seit mehr als 20 Jahren der Anwalt ihrer Eltern. Meine Kanzlei durfte ihre Eltern bei allen administrativen, finanziellen und vertraglichen Belange unterstützen und wir werden sie, Max, natürlich in dieser schweren Zeit unterstützen."
"Vielen Dank, Herr Claasen, das nimmt mir eine schwere Last von den Schultern."
"Es ist mir und meiner Kanzlei ein grosses Anliegen, sie soweit wie möglich zu entlasten. Wir werden als erstes alle nötigen Schritte unternehmen und die Beerdigung organisieren. Anschliessend werden wir uns dann treffen müssen, damit wir die nächsten Schritte besprechen können, aber das hat noch Zeit."
Herr Claasen versichert mir, dass er jederzeit für mich da sein wird und wir verabschieden uns. Ich bin noch total paralysiert und starre vor mich hin, bis es an der Tür wieder ...