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Karibik (6)
Datum: 15.06.2020, Kategorien: Kunst,
... zum zweiten Mal wieder nackt durch die Dünen der Insel strich und gerade eine Kolonie Seeschwalben fotografierte, hörte ich plötzlich Stimmen hinter mir. Eine Frau und ein Mann. Beide waren genauso nackt, wie ich und sie interessierten sich für meine Arbeit. Es war ganz seltsam: weil ein Mann dabei war, der zu dieser Frau gehörte, war dieses seltsame Zwangsgefühl, jetzt mit der Frau irgendwie persönlich werden zu müssen, überhaupt nicht mehr vorhanden. Sie waren beide sehr entspannt und ganz natürlich. Nach einem kurzen Schreck und einer Viertelstunde Gewöhnung war es einfach nur noch schön. Ich sah auf einmal gar keinen wesentlichen unterschied mehr zwischen dem natürlichen Balzverhalten meiner Seeschwalben und den ungezwungenen Liebesspielchen dieser beiden nackten Menschen. Sie hüpften genauso lustig miteinander herum, neckten sich, drückten sich und berührten sich gegenseitig mit Lust und Lachen am Körper. Ich glaube inzwischen nämlich, dass Liebe und gegenseitiges Vertrauen unlösbar zusammen gehören. Bei den beiden war es jedenfalls unübersehbar so. Sie umarmten sich oft spontan und einmal lachte die Frau einfach belustigt darüber, dass er dabei einen steifen Penis bekam. Das war gar kein Thema, um ein Problem daraus zu konstruieren. Nur, wenn sie wirklich miteinander Sex haben wollten, dann suchten sie sich einfach ein ruhiges einsames Plätzchen. Wir trafen uns dann auch öfters auf der Insel und sie brachten auch noch mehr junge nackte Leute mit, die sich ganz genauso ...
... verhielten. Sie waren Naturisten. Allerdings musste ich sie dann doch darauf hinweisen, dass sie eigentlich mit so vielen Leuten das Vogelschutzgebiet nicht ohne Genehmigung betreten durften. Wir haben uns dann aber an anderen freien Stränden in Dänemark wieder getroffen und so bin ich auch überzeugter Naturist geworden. Schade, dass wir hier die beiden einzigen sind. Dadurch entsteht nämlich wieder diese spezielle Spannung. Ein nackter Mann und eine nackte Frau.“ „Du Hannes…“ „Ja Demmi?“ „Das hast du schön erzählt. Liebe ist Vertrauen. Fandest du es schlimm, dass ich mich vorhin so einfach an dich rangeworfen habe? Muss ich mich jetzt bei dir entschuldigen? Weißt du, das hatte nämlich auch etwas mit Vertrauen zu tun. Zu älteren Männern mit Haaren auf der Brust habe ich irgendwie immer Vertrauen, besonders dann, wenn sie solche lustigen Lachfältchen um die Augen herum haben, wie du. Ich kenne nämlich meinen richtigen Vater nicht, oder ich weiß nicht, ob der, der sich als mein Vater ausgegeben hat, es auch wirklich war. Das kann ich aber nicht glauben. Der hatte zwar auch schwarze Haare auf der Brust, aber er war fast immer besoffen, stank nach Grappa und hat sich selbst bemitleidet und meine Mutter und mich geschlagen. Dabei hatte ich mich als Kind immer danach gesehnt, dass er mich einmal ganz lieb an seine Brust drückt. Aber das hat er nie gemacht. Ja, so ist das bei mir. Immer, wenn ich großen Kummer habe, dann möchte ich mich einem Mann mit haariger Brust an den ...