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Karibik (6)
Datum: 15.06.2020, Kategorien: Kunst,
... Hals werfen, ist das schlimm. Hannes? Habe ich dir jetzt Angst gemacht? Und war das schlimm, dass mein Vögelchen deinen Wurm geschluckt hat?“ „Ach Demmi!“ „Was ist, Hannes, warum hast du denn jetzt Tränen in deinen Augen?“ „Schon gut, Demmi. Ich glaube, das war heute seit vielen Jahren der schönste Tag in meinem Leben…“ „Der Tag ist aber noch lang. Hannes. Darf ich heute Nacht und vielleicht auch morgen und übermorgen mit bei dir in deiner Koje schlafen, und mich an deine Brust drücken? Für deinen Wurm wird sich sicher auch ein warmes Plätzchen finden, der muss ja dabei nicht eifersüchtig werden. Aber mal was ganz anderes, Hannes: du hast doch gesagt, dass du Vögel malst, nachdem du sie fotografiert hast. Warum denn eigentlich? Ist nur Fotografieren nicht einfacher? Warum malst du sie auch noch?“ „Das ist ganz wichtig, Demmi, jede kleine Einzelheit ist da wichtig, wenn man zum Beispiel eine neue Art oder eine neue Gattung entdeckt hat. Leider ist ja da auf den Fotos oft ein falscher Schatten, oder eine unscharfe Stelle. Aber wenn man sie direkt nach der Natur zeichnet und danach in allen Farben ausmalt, dann kann man schon ganz genau erkennen, ob es sich um einen besonderen Vogel handelt, oder um einen, den andere schon entdeckt haben.“ „Bin ich auch ein besonderer Vogel, Hannes? Würdest du mich auch malen? Oder noch besser, würdest du mir meinen Vogel, einen Adler auf meinen Körper malen?“ Jetzt lacht der Hannes endlich wieder fröhlich und schaut nicht ...
... mehr so traurig aus. „Demmi, du bist überhaupt der aller-besonderste Vogel, den ich je gefunden habe. Und an dir gibt es auch bestimmt keine unscharfe Stelle. Was für einen Vogel soll ich dir denn aufmalen, Demmi?“ „Einen Seeadler“ „Gut Demmi, machen wir sofort, einen Seeadler also. Warte, ich hole nur schnell meine Farben und Pinsel aus der Kajüte, ok?“ OK. Ich setze mich also schon immer mal auf die Kiste und grätsche meine Beine schön breit, damit er auch überall gut ran kommt. Diesmal muss der Hannes auch gar nicht mehr an die Reling gehen und aufs Meer schauen, weil er mich nun schon besser kennt und weil er seine Schreckviertelstunde längst schon hinter sich hat. Jetzt hat er gar keine Angst mehr vor mir. „Wie groß soll er denn werden, der Seeadler, Demmi? Hier habe ich einen Dollarschein, da ist einer drauf, sieh mal.“ Das erinnert mich doch gleich an Claudia. Die hatte aber dazu einen 5-DMark-Schein verwendet, mit dem Bundesadler drauf. War ihr aber damals nicht so richtig gelungen, das Bild, mit Lippenstift gemalt. „Ja, so ähnlich Hannes, aber größer und direkt von vorn. Die dicken runden Dinger hier, vorne an den Flügeln…,“ „Das sind die Phalangen, Demmi, die Finger wären das bei einem Menschen.“ „Ja, gut. die Dingsda, die Phalangen, also die Finger hier auf meinen Brüsten…“ „Na, das hätte ich mir ja auch selber denken können, Demmi“, lacht Hannes. „Komm, Hannes, jetzt bleibe bitte aber mal ernst, ja? Dann die langen Flügelfedern auf meinen ...