Schreib für Mich!
Datum: 06.07.2020,
Kategorien:
Lesben Sex
... wir nur in unseren erfundenen Worten lebten, konnte es auch keinen Betrug zwischen uns geben. Manchmal beichtete ich, ihren Aufgaben nicht nachgekommen zu sein und daraus ergab sich dann das Nächste.
Sie kannte meine Unterwürfigkeit, meine Scham, meine Geheimnisse und brachte mich dazu, in einen Text zu fassen, was man schreiben, lesen, aber nicht sprechen oder hören wollte.
Natürlich spekulierte ich über sie, ihr Alter, ihren Hintergrund. Sie hatte mich schon einmal eine Geschichte zu Tamara de Lempickas „Les Deux Amies", aber auch zu Billie Eilishs „Bad Guy" machen lassen.
I like it when you take control
Even if you know that you don't
Own me, I'll let you play the role
I'll be your animal
Manchmal schien sie mir jung und verspielt, dann wieder weise und lebenserfahren. Sie wandelte sich, wie sich unsere Rollen wandelten.
Meine Mail-Gebieterin ließ mich mal den bebenden Orgasmus einer Pornodarstellerin in Worte fassen, aber auch wie eine Schönheit über die Straße ging und sich lächelnd umdrehte. Es ging fast immer nur um Frauen. Dominante Männer empfand sie als vulgär und plump.
Manchmal vermutete ich, dass sie einsam war. Wenn ich beispielsweise beim Schreiben das Lied „Back to Black" von Amy Whinehouse hören sollte, vermutete ich, dass ihr jemand das Herz gebrochen hatte.
You go back to her, and I go back to black.
Es hatte mich ziemlich mitgenommen, als sie mich zu Depeche Modes „Enjoy the Silence" etwas machen ließ.
Words are very ...
... unnecessary. They can only do harm.
Als wären meine schädlich. Ich hatte ihr dann mit meinen geringen Talenten ein Bild gemalt.
Aber vielleicht waren sie sogar schädlich. Vielleicht war das alles nicht gesund.
Dennoch, selten hatte ich mich verstandener gefühlt, lebendiger.
Wann immer eine ihrer Mails in meiner Inbox aufploppte, schlug mein Herz schneller, was sie für mich vorgesehen hatte und wie ich reagieren würde.
Wenn sie hart zu mir war und mir meine eigene Befriedigung versagte, mich einschränkte, mir in seltenen Fällen sogar befahl, mir selbst Pein zuzufügen. Wenn ich darum betteln musste, mich anfassen zu dürfen.
Wer immer diese Person war, ich war ihr verfallen in der Welt unserer fabulierten Worte.
„Schreib mir!", war der Betreff ihrer ersten Mail gewesen. Ich hätte sie fast nicht einmal geöffnet, denn viele Anfragen, die ich erhielt, wenn ich meine Fantasien auf Literaturseiten veröffentlichte, klangen falsch oder suchten etwas, das ich nicht erfüllen konnte oder wollte. Doch ihre Worte hatten einen Klang, einen Rhythmus, der in mir resonierte. Es war vielleicht nur ein Gefühl, nicht erklärbar. Ich brauchte einige Tage, um eine passende, vorsichtige Antwort zu formulieren. So hatte es begonnen, und ich war ihr dankbar dafür, dass sie den Mut gefunden hatte, mir zu schreiben.
Ich stellte mir vor, wie die Hände der Rothaarigen und das Rappeln der Bahn, der dumpfe Beat der Schienen sich in den Unterleib der jungen Blonden bohrte, wie sie die ...