Der Kongress - Eine Ausschweifung
Datum: 18.07.2020,
Kategorien:
Schlampen
... Plastik auf dem Boden, den ich im Drogennebel einfach an mich nehme, ein aufblasbarer Schwimmreifen, wie sich später herausstellt, der sich vorne zu einem riesigen Entenkopf auswächst.
Kapitel 2
Der Jahrmarkt
Stell dir jetzt eine Szenerie vor, die jedes Klischee übererfüllt, das du von der Stadt Miami mitbekommen hast. Wenn du nicht, wie ich, Generation "Miami Vice" bist, kennst du sicher die Fernsehserie "CSI Miami", das tuts auch. Die Umgebung ist so kulissenhaft, die Wirklichkeit wirkt erst recht wie eine Nachbildung, protzig und seelenlos. Dachterrasse, Check. Blick auf die Yachten, Check. Aber das frühsommerliche Klima und das offene Meer, oh ja, das alles macht etwas mit dir, du kannst dich dem nicht entziehen, und das ist nicht mehr nur das Benzodiazepin, das hat eine Halbwertszeit von zehn Stunden. Der Kongresstag war nicht der Rede wert gewesen, bei den Powerpoint-Präsentationen bin ich eingenickt, ich hätte ihnen ehrlich gesagt auch nüchtern nicht hundertprozentig folgen können. Ein Leben lang lernen, das ist so ein schwachsinniges Ideal, mit dem sie dir heutzutage vorm Gesicht herumwacheln, leider ist das halt ein Mythos, ab einem gewissen Alter bist du, wie man früher gesagt hat, ausgelernt, was willst du noch ändern, das nächste was passiert ist die Pension, und dann schupfen die jungen Besserwisser ohnehin den Laden.
Das schwerfällige Tagesprogramm ist jedenfalls absolviert, jetzt sind wir beim - viel bedeutenderen - sozialen Teil angelangt. ...
... Deswegen befinden sich hier an diesem hochartifiziellen Vier-Sterne Horst fünfzig Meter über dem Meeresspiegel geschätzte siebzig Fachärzte, zehn Ärztinnen, und gefühlte zweihundert Pharma-Wichtigtuer.
Die ambulante Phase, wo man einander im Stehen beschnuppert, also "Networking" betreibt, geht gerade über in die stationäre Phase, die Fünfgang-Fresserei bahnt sich an, Grüppchen bilden sich um Tische herum, unentschlossenes Gestehe.
Provigil sei Dank, lauf ich jetzt geistig auf Hochtouren, und schweife umher. Obwohl Umherschweifen trifft es nicht wirklich, weil ich hab mittlerweile eine ganz konkrete Agenda hier. Schon seit einer geschlagenen Stunde suche ich die Nähe einer im Wortsinn herausragenden Mitarbeiterin der Gastgeberfirma, weil mit ihren gut 180 Zentimetern ist sie wirklich eine ziemliche Erscheinung. Ihrem unreifen Habitus gemäß kann sie aber nicht mehr sein als eine bessere Praktikantin, ich frage mich, was sie hier wohl für eine Rolle spielen kann, ich würd ihr maximal zweiundzwanzig Jahre geben. Ganz wohl fühlt sie sich nicht in ihrer Haut, na klar, sie wird ja auch mächtig angeglotzt, eigentlich von den Frauen mehr als von den Männern. Und wo Männerblicke zwar begehrlich sind, aber ansonsten simpel und wohlwollend, sind Frauenblicke neidvoll und gehässig. Hauptanklagepunkt: Jugend. Jedenfalls steht sie nicht ganz aufrecht, die Schultern fallen ihr leicht nach vorne, das extrem lange Haar liegt ein wenig uninspiriert und flach auf ihrem Rücken, während sie ...