1. Der Kongress - Eine Ausschweifung


    Datum: 18.07.2020, Kategorien: Schlampen

    ... geflissentlich an mir vorbeischauend. Perfide lächelnd zeigt sie auf den völlig zerstörten und hoffnungslos verbrunzten Langhaarteppich. Die Sauerei geht da nicht raus, meint sie, da muss ein neuer Teppich rein, und Vandalismus wird von der Versicherung nicht gedeckt. Ich kann den Schaden aber gerne formlos per Kreditkarte begleichen, in meinem eigenen Interesse, wohlgemerkt. Dann blickt sie auf ihr Mobiltelefon, und macht sich geschäftig aus dem Staub.
    
    Und schon bin ich wieder alleine. Und was glaubst du, welcher Gedanke kommt Dir in der Situation jetzt, in der ich bin? Völlig zerstört und der Würde beraubt? Richtig!
    
    Frühstück.
    
    Am Schluss also der perfekt durchgestylte Frühstückssaal, wo, wie mittlerweile überall in den Staaten, das Rauchverbot sakrosankt ist. Die Amerikaner, zumindest die von früher, bevor die veganen Spaßbremsen dahergekrochen sind, hatten eine gesunde Vorliebe für ungesundes Frühstück. Also auf die Waffeln mit Ahornsirup musste noch gerösteter Speck drauf, und zwar nicht zu knapp. Das habe ich immer geliebt an diesem Land, und nach einer Weile, hinter all dem organischen Zeugs ins Schmuddeleck gedrängt, findet man auch hier noch die frischen Waffeln und den viechisch triefenden Speck. So ausgestattet sitze ich also ...
    ... an meinem Tisch. Alleine wohlgemerkt. Denn in der Früh bin ich ein einsamer Jäger und Sammler. Langsam kommen meine Kräfte zurück, ich lasse meine Blicke schweifen. Alles Ärzte und Pharmakologen, in gedämpfter morgendlicher Interaktion. Alle sind sie da, auch der bullige Prahovec, und der Flachwichser Leideny. Schräg gegenüber sitzen die Milf Gabriela und die Giraffe Heike, die Milf angeregt über ihrer Kaffeetasse monologisierend und die Heike friedlich ihr Ei mit dem Löffel aufschlagend. Jetzt hat sich kurz die Rezeptionistin zu ihnen gesellt, sie hat wohl jetzt wirklich Schichtende. Sie unterhalten sich, lachen, und tauschen amüsierte Blicke aus. Hm. Die Pharmafirma wird oft mit diesem Hotel zusammengearbeitet haben, denke ich mir. Ausdruckslos starre ich vor mich hin.
    
    Warum auch immer, habe ich meine Gauloises noch in der Sakkotasche. Ich ziehe eine Zigarette aus der Packung und heize sie mir betulich an. Langsam inhalier ich und schau verträumt den grauen Wölkchen nach, wie sie Richtung Decke steigen. Nikotin hat eine Anflutgeschwindigkeit von maximal 15 Sekunden, ich bin angeregt und voll entspannt zugleich, eine gute Droge. Der Rauchmelder befindet sich zirka zehn Meter vor mir an der Decke.
    
    Gleich wird hier die Hölle los sein.
    
    ENDE 
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