Weeslower Chroniken II - 1997 - Der Sportunterricht
Datum: 22.07.2020,
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Schamsituation
... würde, wie er es schon einige Male getan hatte, nackt laufen. Er kannte den Weg. Im Wald, der an das Schulgelände angrenzte, war ihm noch nie jemand begegnet. Und die Heide gehörte praktisch schon zum Seegelände, hier war es nicht ungewöhnlich, Nackte anzutreffen. Und in der Mittagspause von der leeren Halle aus kam er auch unbeobachtet vom Gelände.
Das Gymnasium Festenwalde war derzeit in einem Provisorium am Stadtrand untergebracht, einem hässlichen Plattenbau, solange bis der Altbau im Stadtzentrum, idyllisch direkt am Flüßchen Festenau gelegen, fertig renoviert sein würde. Die Halle lag etwas abseits und diente einst als Landmaschinenhalle. Entsprechend wenig geeignet war sie für guten Sportunterricht. Soweit es ging, verlagerten Michael und seine Kollegen den Unterricht nach draußen.
Als es soweit war, zog er sich aus, legte seine Sachen in seinen Lehrerspind, band sich die Laufschuhe zu, schaute kurz durchs Fenster, ob die Luft rein war und lief zur Außentür der provisorischen Sporthalle. Er öffnete sie, sog voller Vorfreude die vom Regen gereinigte klare Luft ein und…
Verdammt, wo kommen die denn jetzt her?
Auf dem Vorplatz standen einige Schüler. Sein neuer Oberstufenkurs, mit dem er nachher noch Sportunterricht haben würde. Als warteten sie alle dort auf ihn.
„Herr…“ begann ein junges Mädchen, brach dann abrupt ab, als es sah, dass er nichts trug.
Alle schauten ihn erstaunt an. Nicht, dass es sie allzu sehr zu überraschen schien, dass ihr ...
... Sportlehrer in voller Blöße vor ihnen stand. Jedermann wusste, dass Michael Schneider Nacktbade-Fan war und im benachbarten Weeslow das Strandbad mit managte – welches für FKK bekannt war. Viele Schüler hatten ihn dort selbst schon öfter in natura gesehen, wenn er sich mal am gemischten Nordstrand aufhielt – aber bis auf Mario, den Bruder von Melanie Wollenhaupt, keiner von diesen hier aus solcher Nähe. Und was sie nun zu sehen bekamen, war im höchsten Maße beeindruckend. Mädchen wie Jungen, wenn vielleicht auch aus unterschiedlichen Gründen, schien es den Atem verschlagen zu haben.
Einen Augenblick später jedoch begannen die ersten Mädchen zu kichern, eines hielt ihrer Nachbarin zum Spaß die Augen zu. Die Jungen knufften sich amüsiert gegen die Schultern.
Michael sah ein, dass er jetzt nichts anderes tun konnte, als diese Situation möglichst würdevoll zu überstehen. „Sorry. Ich wollte gerade laufen gehen. Freizeit, versteht Ihr?“
„Ja.“ sagte nun ein Junge, Patrick, der auch Jahrgangssprecher war. „Wir wollten eigentlich… fragen, ob wir unsere Doppelstunde nicht vorverlegen könnten. Aber… naja…“
„Frau Bernikat hat uns gesagt, Sie seien hier.“ meinte nun das Mädchen neben ihm, Alexandra, eine schlanke, zarte Blonde. Sie war eine seiner Lieblingsschülerinnen, intelligent, selbstbewusst, bildhübsch. Und oben in einem dicken Kapuzenshirt – Herbst – und unten im sehr kurzen Minirock und langen nackten Beinen – Sommer. Genauso, wie er sich heute gefühlt hatte.
Nun aber war er ...