Weeslower Chroniken II - 1997 - Der Sportunterricht
Datum: 22.07.2020,
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Schamsituation
... gedanklich mit anderem beschäftigt. Er überschlug schnell, was das für Konsequenzen haben könnte. Er als Lehrer unbekleidet vor seinen Schülern, noch dazu auf dem Schulgelände. Aber immerhin in seiner Freizeit. Und selbst überrascht worden. Und – er schaute kurz durch die Reihen – ein Großteil von denen, die da vor ihm standen, schon volljährig, im letzten Schuljahr vor dem Abi. Ja, es würde vermutlich trotzdem eine Menge Anlass zu Erklärungen geben. Aber egal, es ging schließlich nur um eines, um Nacktheit, um nichts weiter.
„Wir könnten dann früher nach Hause.“ meinte nun Jennifer, noch so eine Hübsche. Überhaupt, fragte sich Michael jedes Mal, wenn er vor dieser Gruppe stand, wie eine solche Ansammlung an Schönheit hatte zusammen kommen können, er fühlte sich stets wie in einem Schönheitswettbewerb. Und das bezog die Jungen mit ein.
Ihm war es recht. „Meinetwegen. Seid Ihr vollständig?“ Noch immer stand er in seiner vollen blanken Pracht vor der Gruppe. Die verstohlenen Blicke auf seinen Unterleib entgingen ihm nicht.
Einige nickten, aber er zählte selbst durch. „Dreizehn. Gut. Dann kommt rein, zieht euch um.“
Mario fragte: „Was hatten … Sie denn gerade vor?“ Gerade noch hatte er das vertraute Du verschluckt. Er kannte Michael Schneider seit vielen Jahren als den Freund und Liebhaber sowohl seiner Mutter als auch seiner Schwester.
„Laufen. Zum Weeslower See. Und dort dann schwimmen. Und wieder hierher zurück.“
Da sie alle auf dem schattenlosen Vorplatz ...
... standen, spürten sie gemeinsam die aufkommende Wärme. Und als erstes sprach nun Mario den Gedanken aus, den wohl schon andere hatten: „Ist doch auch Sport. Können wir nicht einfach mitkommen?“ Er schaute sich um. „Was meint Ihr?“
Die ersten nickten schon, zögernd schlossen sich einige an, manche blieben unentschlossen.
„Sagen wir mal so“, setzte Alexandra, die als erste genickt hatte, an. „Wir müssen ja eh für den Stadt-Lauf trainieren, oder?“
„Und Schwimmen?“ meinte Paula, eines der schüchterneren, blasseren Mädchen, leise. „Wir haben ja keine Sachen dabei.“
„Herr Schneider ja auch nicht.“ rief Mario lachend.
„Also schwimmst Du dann auch so?“ bekam er gleich die Frage von Jennifer zugeworfen.
„Natürlich!“ gab er ohne zu zögern zurück. Das überraschte keinen, als Sohn von Sabine Wollenhaupt war er FKKler durch und durch, und viele hatten ihn auch schon nackt im Bad getroffen.
Alexandra ergriff erneut die Initiative. „Herr Schneider, wir laufen mit Ihnen. Aber Schwimmen müssen wir ja wohl nicht, oder?“
„Natürlich nicht. Ich bin auch allein und kann das gar nicht beaufsichtigen. Also, zieht Euch um.“
„Und Sie?“ fragte Alexandra frech. „Ziehen Sie sich an?“
„Klar.“ Nun war es offizieller Unterricht. Und den konnte er nun wirklich nicht nackt abhalten, wenn er nicht noch richtig Ärger haben wollte.
„Nein, bitte nicht!“ Das war Tanja gewesen, die bis dahin noch gar nichts gesagt hatte. Sie war eigentlich sonst noch zurückhaltender als sogar die ...