Michel und die Huren (Teil 2)
Datum: 24.07.2020,
Kategorien:
CMNF
Michel schreckte hoch. Irgend ein Geräusch hatte ich geweckt.
Er brauchte einen Moment, um zu erfassen wo er war.
Dann hörte er es wieder, ein dumpfes Grollen und Poltern. Wie ein Blitz traf ihn die Erkenntnis. Sie waren in Gefahr, in tödlicher Gefahr!
Er schälte sich aus den warmen Decken und schrie: „Aufwachen, aufwachen, wir müssen hier weg!
Sofort!
Das Wasser kommt!“
Er mühte sich, im Laufen seine Hose anzuziehen und hüpfte auf die Lichtung zu den Pferden. Hektisch versuchte er diese loszubinden. Kunigunde die durch sein Geschrei erwacht war, sah ihn verwundert an.
„Was ist den los? Warum machst du so ein Geschrei?“
„Das Wasser, wir sind viel zu nah am Fluss. Die Flößer haben oben in den Bergen eine Schwallung geöffnet, um das Holz ins Tal zu spülen. Gleich steht hier alles unter Wasser.
Nun hörte auch Kunigunde dieses unheimliche Grummeln und Poltern, das sich beängstigend schnell näherte. Schnell kroch sie unter dem Wagen hervor und lief nackt, wie der Herr sie geschaffen hatte, zu Michel, dem im Umgang mit Pferden ungeübten Schweinehirten, um ihm zu helfen.
Durch den Lärm war auch Jakob erwacht. Er sah verschlafen aus dem Fuhrwerk. Doch dann erfasste er, dass etwas nicht stimmte und sprang heraus um Michel und Kunigunde mit den Pferden zu helfen. Mit Grausen sah Michel eine braun schäumende Wasserwand das Flussbett herunterdonnern. Aus der dunklen Brühe lugten immer wieder Baumstämme hervor, die krachend gegen die Felsen polterten. Nur ...
... noch Augenblicke und die Flutwelle würde ihren Lagerplatz erreichen.
Die Pferde waren eingespannt und Jakob trieb die beunruhigten Tiere mit der Peitsche an. Langsam setzte sich der Wagen in Bewegung. Der Wasserspiegel stieg rasant an. Die Hinterräder standen schon in der Flut. Ein mächtiger Baumstamm trieb direkt auf das Gespann zu. Dann, im letzten Moment verkeilte er sich zwischen zwei großen Steinblöcken im Fluss.
Mit gemeinsamen Anstrengungen schafften es die Drei, das Fuhrwerk aus der Gefahrenzone zu bringen. Verstört blickten sie Kunigundes Habe nach, die diese während der Nacht unter dem Wagen gelagert hatte und die nun vom Wasser davongetragen wurden. Immer mehr Baumstämme wurden an ihnen vorbei die Schlucht hinuntergespült.
Nach einiger Zeit ließ die Wucht des Wassers nach.
„Was war das denn?“, fragte Jakob dem der Schrecken noch immer ins Gesicht geschrieben stand.
„Tut mir leid, ich hätte es wissen müssen, dass wir viel zu nahe am Ufer gelagert hatten. Solche Flutwellen gibt es hier öfters. Das waren die Flößer. Diese bauen in den oberen Seitentälern Schwallungen, hinter denen sie das Wasser aufstauen. Im Flussbett lagern sie das Holz, das abtransportiert werden soll. Dann öffnen sie die Schleusen und die Flutwelle spült das Holz ins Tal. Am Talausgang, unterhalb der Burg der Ebersteiner werden die Stämme dann zu großen Flößen zusammengebunden und über die
Murg
und den Rhein bis nach Köln geschafft.“
„Meine Kleider, meine Decken, meine ganzen ...