Michel und die Huren (Teil 2)
Datum: 24.07.2020,
Kategorien:
CMNF
... wollten bis zum Einbruch der Dunkelheit noch an der Vogtei Roedt vorbei kommen.
In Schwarzenberg stießen sie auf die Meiler einer Köhlerei. Die Köhler verarbeiteten hier Holz zu Kohle, die in der Glashütte an der Schönmünz benötigt wurde. Die Köhlerburschen wurden ganz aufgeregt, als sie die Fahrensleute mit der nackten Frau sahen. Einer von ihnen wollte mit Jakob den Preis für Liebesdienste seiner Huren aushandeln. Sein Eheweib, die wohl bemerkte was ihr Mann da vor hatte, fing an fürchterlich zu keifen. Sie beschimpfte und bespuckte die Dirnen und bewarf ihren Gatten mit Holzbrocken, bis dieser die Flucht ergriff.
Kunigunde war eigentlich ganz froh, dass das Geschäft nicht zustande kam und sie unverrichteter Dinge weiterziehen mussten. Ihr taten die Glieder immer noch weh, von der nicht gerade zimperlichen Behandlung durch die Flößer. Ihr Körper wies zahlreiche blaue Flecken auf.
Am späten Nachmittag weitete sich das Tal. Sie hatten die gefährliche Schlucht hinter sich gelassen. Sie passierten die Vogtei Roedt. Der Flecken bestand nur aus einigen Gehöften und einem winzigen Kramladen.
Kurz bevor die Dämmerung einsetzte, erreichten sie Reichenbach. Neben dem Kloster und der Klosterkirche gab es auch einen Bäcker, einen Krämer und einige Handwerker die sich hier niedergelassen hatten. Jakob beschloss am Ortseingang das Lager für die Nacht aufzuschlagen. Auch hier war es den Dirnen, wie in vielen anderen Orten auch, nicht gestattet im Dorf zu nächtigen weil die ...
... Kirchenmänner um die Moral ihrer Schäfchen fürchteten.
Jakob beauftragte Michel, mit Kunigunde ins Dorf zu laufen und einen Schneider aufzusuchen, der ihr ein neues Kleid nähen solle. Der Hurenlohn, den sich Kunigunde bei der Flößern erarbeitet hatte müsste dafür ausreichend sein.
Während sich Jakob um das Nachtlager kümmerte, machten sich Michel und Kunigunde auf den Weg. Soweit sich Michel erinnern konnte, gab es unmittelbar neben der Klosterkirche einen Schneider. Im Schutz von Büschen und Zäunen schlichen die Beiden bis zu seinem Haus. Michel wollte mit der nackten Kunigunde kein Aufsehen erregen. Mit den sittenstrengen Mönchen wäre sicherlich nicht zu spaßen, wenn sie diesen in die Hände fielen.
Sie näherten sich dem Haus des Schneiders von der Rückseite. Michel klopfte am Fensterladen. Als sich nichts rührte rüttelte er etwas kräftiger an dem verschlossenen Laden. Rechts neben ihm öffnete sich eine Hintertür und ein kleines verhutzeltes Männchen spähte durch den Spalt. Als das Männchen die nackte Frau erblickte schloss er die Tür ganz schnell wieder. Es dauerte einen Moment und die Tür öffnete sich wieder. Dieses mal öffnete sie sich ganz und der Schneider und sein Weib standen im Rahmen. „Um des Herren Willen, was ist denn mit euch passiert?“, fragte des Schneiders Weib entsetzt.
Wir sind am Fluss unten in der Schlucht von einem Wasserschwall überrascht worden und alle meine Habseligkeiten wurden fortgespült. Sogar meine Kleider habe ich verloren und konnte ...