1. Kometenhaft 28


    Datum: 25.07.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... absolut richtig lebten, und alle anderen Menschen total verkommene Tiere waren. Wenn man in solch einem Haushalt aufwächst, nimmt man die Haltung irgendwann an. Und so entstand die "alte" Mareike, die, die über alles meckerte, die alles besser wusste und ihren Mitmenschen das Leben zur Hölle machte.
    
    Während ihrer Schilderungen brach sie immer wieder in Tränen aus, bis selbst die Bedienung fragte: "Alles in Ordnung, Schätzchen?". Als sie Mareikes Gesicht sah, musste sie gleich noch nachhaken: "War er das?", und schaute mich kritisch an. Aber Mareike klärte sie auf, dass das "jemand anderes" war. Als Entschuldigung ließ sie es sich nicht nehmen, uns je eine Kugel Vanilleeis mit Erdbeersoße aus der Küche zu stibitzen (Mareike bekam zwei).
    
    Plötzlich brach es aus ihr heraus und sie heulte wie ein Schlosshund: "Erst hatte ich eine furchtbare Familie und nachdem sie aus mir so eine furchtbare Person gemacht haben, lassen sie mich allein!".
    
    Vanessa war näher an ihr dran und nahm sie sofort in die Arme. Ich konnte nur noch von hinten beide umarmen, während Vanessa die Initiative ergriff: "Du bist nicht allein, spürst du das? Wir lieben dich genauso wie du bist und scheiß auf deine alte Familie, du hast jetzt eine neue, eine bessere. Weißt du was? Ich habe mir als Einzelkind immer eine kleine Schwester gewünscht. Ich habe es niemandem gesagt, aber die letzten Wochen habe ich dich immer mehr als meine kleine Schwester gesehen. Wenn du willst, wäre ich stolz darauf, wenn du mich ...
    ... jetzt Schwester nennst, Schwesterchen."
    
    Mareike schniefte und schluchzte jetzt noch mehr: "Aber Schwestern haben normalerweise keinen Sex miteinander.", sie zwang sich ein Lächeln auf, als sie Vanessa in die Augen sah. "Scheiß drauf! Das ist wahre Geschwisterliebe!", lächelte sie zurück. "Deine kleine Schwester sein?", versicherte sich nochmals Mareike und Vanessa nickte nur, "Aber nur, wenn du mich weiter Schwesterchen nennst!".
    
    Beide begannen zu lachen und Vanessa gab ihr zur Bestätigung einen langen Kuss, dann brachen beide in Freudentränen aus und auch mir wurden die Augen feucht.
    
    Wir aßen genüsslich unser Eis auf und gingen zur Ablenkung danach noch bummeln. Der Vollständigkeit halber möchte ich doch nochmal die Szenerie in der Fußgängerzone beschreiben, ehe sie für mich ein solches Maß an Normalität erreicht hat, dass ich sie gar nicht mehr wahrnehme:
    
    Teilweise kam man sich vor wie in einem FKK-Bereich, nur Schuhe sind eine durchgängige Mode geblieben.
    
    Bei den Straßenkünstlern führte das zu einem ganz neuen Betätigungsfeld: Bodypainting. Also im Grunde wie Kinderschminken auf Volksfesten, nur hier kann man sich wahlweise Kleidung oder Bilder auf die Haut sprühen und malen lassen.
    
    In den Seitengassen ist der Anblick von Pärchen (auch gleichgeschlechtliche), die sich gerade gegenseitig verwöhnen, zur Normalität geworden. Interessant, wie viele Positionen es im Stehen gibt.
    
    Schmuck wurde teilweise (meist bei den unbekleideten) durch andere Accessoires ...