1. Familie Undercover 01/12: Bewerbung


    Datum: 28.07.2020, Kategorien: Inzest / Tabu

    ... Heiratsantrag gemacht. Der Trolleygriff entglitt seiner Hand und kippte um. Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, schmiss den Rucksack in den Innenraum des Taxis und mich selbst hinterher.
    
    „Zur Burg", schnappte ich und kam mir für eine Sekunde vor wie Jamesina Bond. „Schnell!"
    
    „Äh, jaja, schon gut." Der Mercedes startete, und wir rollten los. Ein Blick zurück zeigte mir den Geschäftsmann neben seinem Trolley. Er kratzte sich am Kopf und starrte uns hinterher.
    
    „Zeitgenosse im Anzug -- Nul Points. Siena Wahrs -- Douze Points", murmelte ich mit einem Grinsen und lehnte mich zurück. Solche kleinen Siege munterten mich immer ein wenig auf, auch wenn ich nicht gleich der Grand Prix gewonnen hatte. Das war manchmal wichtig. Zum Beispiel, wenn man drei Stunden in schlecht klimatisierten Bahnabteilen saß und der letzte Bummelzug mit einer halben Stunde Verspätung kam.
    
    Ich hasste Zugfahren.
    
    Das Taxi schnurrte durch die Innenstadt von Strackenfels an der Senn. Ich warf neugierige Blicke durch die Scheiben. Das Kaff sah in natura genauso langweilig und öde aus wie auf den Fotos im Internet. Keine achttausend Einwohner und weit weg von jeder vernünftigen Stadt. Provinz pur.
    
    Scheiße! Ich hasste auch die Provinz.
    
    Die Burg lag ein paar Kilometer außerhalb, an einem Felsen am Fluss. Das Taxameter stand schon bei sechs Euro siebzig. Dennoch war ich froh, das Taxi erwischt zu haben. Zum einen war es an diesem Julitag jetzt, kurz vor Mittag, schon richtig warm und ich ...
    ... wollte nicht verschwitzt zum Vorstellungsgespräch aufschlagen. Zum anderen gab mir die Fahrt die Gelegenheit, meine Gedanken zu ordnen. Nicht ganz unwichtig, am möglicherweise entscheidendsten Tag meines Lebens.
    
    Die Digitalanzeige vorne am Armaturenbrett zeigte „Do, 27. Juni 2019, 11:48 Uhr". Mein Zeitplan für diesen Tag sah folgendermaßen aus:
    
    12.00 Uhr: Ich treffe auf der Burg ein und habe etwa zwei Stunden Zeit, um mich ein wenig umzusehen. Das Bewerbungsgespräch ist auf 14.00 Uhr angesetzt, doch ich bin extra früher gekommen. Vielleicht kann ich was Nützliches aufschnappen.
    
    14.00 Uhr: Ich sehe Mike Linnemann. Meinen leiblichen Vater. Das erste Mal in meinem Leben.
    
    Hier verzweigte der Plan in mehrere Alternativen:
    
    14.01 Uhr, Version A: Mike erkennt mich nicht und wir führen ein ganz normales Bewerbungsgespräch. Mit etwas Glück ergattere ich die auf drei Monate ausgeschriebene Praktikantenstelle als Bauhelferin auf der Burg und kann ihn kennenlernen. Heimlich. Ich weiß kaum etwas von ihm, aber vielleicht kann ich herausfinden, was für ein Mensch mein Erzeuger ist.
    
    14.01 Uhr, Version B: Mike reißt die Augen auf, kaum dass er mich sieht, und haucht: „Siena! Meine verlorene Tochter!". Er springt auf und ich spüre zum ersten Mal, wie es ist, von einem echten Vater umarmt zu werden. Im Hintergrund schluchzt der Violinen-Soundtrack los. Wir reiten in die untergehende Sonne.
    
    14.01 Uhr, Version C: Ich raste aus, sobald ich ihn sehe, greife mir irgendetwas Hartes, ...
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