1. Neugier


    Datum: 19.08.2020, Kategorien: Romantisch

    ... verloren, einen Jungen, schon im sechsten Monat. Sie hatten eigentlich gar nicht mehr damit gerechnet, dass es klappen könnte, die Ärzte hatten ihnen damals davon abgeraten, es noch einmal zu versuchen."
    
    "Na, bin ich froh, dass sie nicht auf sie gehört haben."
    
    "Und ich erst. Magst du mir das Zwiebelschneiden abnehmen? Deine Augen scheinen da unempfindlicher zu sein."
    
    "Kann sein, gerne, gib her. Nicht, dass ich mich vor dir wegen Tränen schämen würde. Davon hast du ja reichlich zu sehen bekommen."
    
    "Das brauchst du auch nicht. Und wenn ich dich so irgendwann vor Glück heulen sehe, dann ist meine Mission erfüllt."
    
    "Da bist du auf dem besten Wege. Aber vermutlich nicht ganz so, wie geplant."
    
    Sie wirkte nicht direkt betroffen, aber schon etwas nachdenklich, nachdem ich diesen Satz gesagt hatte. Fing sich aber wieder recht schnell.
    
    "Was kann man im Leben schon planen. Hast du Geschwister?"
    
    "Zwei Brüder. Leben wie meine Eltern in Hameln, wo ich ursprünglich herkomme. Mareike kam aus Berlin, und wollte hier nicht weg. Einer ist verheiratet und hat drei Kinder, die sind jetzt bald schon erwachsen, ich glaube, der älteste macht gerade sein Abitur."
    
    "Gar nicht so weit weg von uns. Ich habe in Hannover studiert, aber in Hameln war ich nie. Kenne ich nur von der Rattenfänger-Geschichte."
    
    "Viel mehr gibt es da auch nicht. Ist ein schönes, kleines Städtchen, aber das war es dann schon. Ich bin auch höchstens mal Weihnachten dagewesen. Jetzt aber schon zwei ...
    ... Jahre nicht mehr. Vielleicht fahre ich dieses Jahr mal wieder hin."
    
    "Aber du kommst mit deinen Eltern zurecht?"
    
    "Ja, aber nicht mit ihrer Anteilnahme und ihrem Mitleid. Das ist manchmal einfach zu viel."
    
    "Verstehe. Fertig? Ich bräuchte die jetzt zum Anbraten."
    
    "Sicher. Bitte schön."
    
    Wir unterhielten uns noch während des Kochens und hinterher beim Essen über unsere Familien, Kindheit und Jugend. Gingen danach wieder in meine Wohnung, wo wir nun habituell wieder unsere Serie anmachten. Und doch war es anders.
    
    Wir kuschelten nicht nur. Wir streichelten und küssten uns. Zum Teil so lange, dass wir in der laufenden Folge ein Stück zurückgehen mussten. Hielten Händchen. Und fühlten uns unbeschreiblich wohl. Waren einfach nur zärtlich, liebevoll. Nicht mehr.
    
    Aber selbst das war schon grenzwertig schön. Für beide, das wurde mir immer mehr klar. Auch, dass wir uns noch weiter annäherten. Noch weiter aufeinander zukamen, obwohl wir schon diese unglaubliche Nähe und Vertrautheit hatten. Es ging eigentlich schon zu diesem Zeitpunkt über alles hinaus, was ich kannte.
    
    Im Bett waren wir zärtlich, aber vorsichtig. Uns nicht wie in der vorangegangenen Nacht heiß zu machen. Erfolgreich, zumal wir wirklich müde waren. Es klappte gleichfalls so am Dienstag. Am Mittwoch spielten wir dann wieder händisch miteinander.
    
    Sahen uns in die Augen, als wir gleichzeitig kamen. Diesmal klappte es tatsächlich. Schweißte uns noch mehr zusammen, als unser "normales" Adhäsiv. Donnerstag ...
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