1. Polyamorie 04 - Kapitel 07-09


    Datum: 06.09.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... falls er uns nicht weiter in der Suite wohnen lassen würde. Das war typisch Leon, er prahlte üblicherweise nicht mit seinem Reichtum, doch wenn es um seine Geschäftspartner und Freunde ging, dann konnte er es gewinnbringend für alle einsetzen. Die Drohung alleine kostete ihn dabei noch nicht mal einen Cent.
    
    Je dichter wir dem Flughafen kamen, desto nachdenklicher wurden wir alle. Jeder hing seinen Gedanken bei der bevorstehenden Überführung von Julias Leichnam nach. Ich ergriff Maries Hand. Yasi hielt die andere. Marie drehte ihren Kopf und schaute gedankenversunken aus dem Fenster. „Wir stehen das zusammen durch", versicherte ich ihr. Sie atmete schwer ein und wieder aus.
    
    Am Flughafen wurden wir bereits von zwei Angestellten und dem Bestatter erwartet. Die Unterlagen waren vollständig und der Sarg konnte durch einen Seitengang zum wartenden Flugzeug transportiert werden. Maries Hand lag auf dem Deckel, sie flüsterte: „Keine Angst Juls, ich bringe dich jetzt nach Hause." Tränen liefen ihr über das Gesicht.
    
    Vorausschauend hatten sich Marie und Yasi die Augen nicht geschminkt. Sie wussten, dass Tränen fließen würden. Ich wollte nicht, dass es für Marie noch schlimmer wurde und drängte: „Kommt, wir müssen zum Boarding."
    
    „NEEIIIIN! JULS! Ich lass dich nicht alleine!", schrie Marie plötzlich und klammerte sich an den Sarg.
    
    „Marie, komm, wir müssen los!" Ich stand hinter ihr und zog sie leicht an den Schultern.
    
    Sie heulte und legt ihren Kopf auf den ...
    ... Sargdeckel.
    
    „Ich will bei ihr bleiben. Sie soll nicht alleine im Flugzeug sein."
    
    „Das geht nicht, Marie. Du kannst da nicht mit hinein."
    
    Ich wollte ihr nicht verraten, dass der Sarg im Gepäckbereich des Flugzeuges untergebracht wurde, sie würde es fertigbringen und in einen Koffer klettern, um bei ihr bleiben zu können.
    
    Yasi half mir, sie legte ihre Hand auf Maries Arm und sprach beruhigend leise: „Komm mit mir. Juls wird es gut gehen. Da wo sie jetzt ist, wird sie keine Angst mehr haben. Komme mit mir, Marie. Bitte!"
    
    Marie schniefte und hob den Kopf: „Aber ich habe Angst. Juls hat meine Hand auf dem Hinflug gehalten, weil ich vorher noch nie geflogen war. Wer hält meine Hand jetzt?"
    
    „Ich halte deine Hand. Wenn du meine hältst. Weißt du, ich habe auch Angst. Hast du dir mal überlegt, wie so ein schweres Flugzeug in der Luft bleiben kann? Wenn ich nur daran denke, bekomme ich regelrecht Panik. Marie hältst du meine Hand?" Yasi streckte ihre Hand aus.
    
    Marie schluchzte, dann grinste sie: „Das ist einfach. Durch den Bernoulli-Effekt funktioniert das, wegen des Auftriebs und der großen Schubkraft und so, das kann ich dir erklären."
    
    Marie ergriff Yasis Hand und ließ den Sarg los. Sie war abgelenkt und ging mit Yasi und anderen Gedanken im Kopf zum Boarding. Marie erklärte Yasi genau, wie das Prinzip funktionierte. Yasi tat interessiert, und spielte weiterhin den Angsthasen. Auf dem Hinflug hatte sie definitiv noch keine Flugangst. Das hatte sie clever gemacht!
    
    Ich ...
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