Polyamorie 04 - Kapitel 07-09
Datum: 06.09.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... trottete hinter ihnen her und schob den Wagen mit den Koffern. Mit einem erleichterten Grinsen im Gesicht wischte ich eine Träne aus dem Augenwinkel.
* * *
Im Flugzeug setzten sich Yasi und Marie nach dem Start zusammen auf Yasis Sessel. Sie hatte wieder einen Fensterplatz und schaute mit Marie hinaus. Beide winkten und riefen: „Nevermore New York! Auf Nimmerwiedersehen, du schreckliche Stadt."
Im Geiste stimmte ich ihnen zu.
Es dauerte nicht lange, da fuhren sie ihren Sessel in die Schlafposition und schmiegten sich aneinander. Das nächste Mal, als ich aufblickte, schlief Marie in Yasis Arm.
Zärtlich streichelte sie Marie über die Wange. Ich hörte Marie im Schlaf flüstern: „Mama, ich liebe dich." Yasi sah zu mir rüber. Erleichtert atmeten wir beide auf. Maries Worte zauberten ein Lächeln auf Yasis Gesicht. Behutsam gab sie Marie einen Kuss auf die Stirn, strich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht und legte ihre Hand zurück auf ihren schwangeren Bauch. Darin wuchs unser eigenes Kind heran. Ob Tochter oder Sohn, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Die Reise verlief anders als geplant. Wir waren in die USA geflogen, um zu heiraten, damit Yasis Albträume nachließen, und zurück kamen wir mit einem Sarg und einer zusätzlichen Tochter. Lenas mögliche Schwangerschaft nicht berücksichtigt. Mit ambivalenten Gefühlen lehnte ich mich in den Sessel zurück und schloss meine Augen. Meine Familie wuchs, ich brauchte keine Angst mehr haben, alleine zu ...
... sein.
Merkwürdigerweise hatte ich einen unruhigen Schlaf und träumte, dass Yasi entführt wurde, gleichzeitig flossen Bilder vom Mord an Julia mit ein. Die Ereignisse waren bizarr ineinander verwoben. Als der Schuss auf Julia fiel, schreckte ich hoch.
Es dauerte eine Weile, bis ich mich orientierte. Ich saß im Flugzeug. Yasi und Marie sahen mich verwundert an. Ich rieb mir durchs Gesicht. Verwirrt schaute ich beide an und zuckte mit den Schultern: „Das war nur ein Traum." In meinem Kopf hörte ich eine leise Melodie immer mehr an Bedeutung gewinnen. Wie ein Ohrwurm hörte ich plötzlich laut und deutlich das Lied, das Yasi auf der Silvesterfeier gesungen hatte. Wie war doch gleich der Titel?
Would you take the wheel, If I lose control?
If I'm lying here Will you take me home?
Ja, richtig, es fiel mir wieder ein:‚Take me Home' vonJess Glynne.
Could you take care, Of a broken soul?
Ich schaute zu Marie, mir wurde die Sinnbildlichkeit schlagartig bewusst.
Marie! Juls! --‚I'll take you home'und ‚Take good care of your broken soul, Marie'. Das verspreche ich.
„Du blutest da wieder", bemerkt Marie.
Ich fasste sofort an mein linkes Ohr. Es war feucht undan meiner Hand klebte tatsächlich Blut. „Das kommt bestimmt durch den Druck", erklärte ich und lauschte immer weiter dem Song in meinem Kopf. Wo kam der nur her?
Yasi ging zur Stewardess und fragte nach Verbandszeug. Sie legte mir den Verband an und setzt sich danach wieder auf ihren Luxussessel zu Marie. Diese machte sich ...