1. Arbeit macht Lust auf mehr!


    Datum: 12.12.2018, Kategorien: Sonstige,

    ... diesem großen Stil noch nicht gesehen. Ganz konnte ich mir das also nicht vorstellen. Immerhin waren wir geschätzte siebzig Personen auf mehrere Büros verteilt. Nur die Hierarchie stand bereits fest. Oben residierte Frau Schmidt als Chefin. Ihr unterstanden zwei Abteilungsleiter, die uns von Frau Schmidt vorgestellt wurden, als sie später noch einmal durch die Büros ging. Sie erkundigte sich bei uns, ob wie unsere Plätze gefunden hätten und ob etwas fehlen würde.
    
    "Arbeit!", meinte einer auf die Frage, die Frau Schmidt geflissentlich überhörte. Stattdessen stellte sie Frau Kaiser und Herrn Mizikowski vor, unsere direkten Vorgesetzten bzw. Abteilungsleiter. Frau Kaiser war für mich zuständig und ich sah sie mir genauer an.
    
    Wie Frau Schmidt in den Vierzigern. Normal gebaut. Was auffiel, waren ihre Haare und der Mund. Sie hatte einen Haarschnitt, der nicht oft getragen wurde, einen Bob. Dieser war so exakt geschnitten, dass es unnatürlich wirkte. Auch die Farbe war zu einheitlich, dass es keine natürliche Farbe sein konnte.
    
    Für mich gab es dafür nur zwei Erklärungen. Entweder färbte sie dieses sehr oft und hockte laufend beim Friseur, oder sie waren nicht echt, eine Perücke. Unter dem Haar war ein helles Gesicht angesiedelt, welches wenig Sonne gesehen hatte. Um diesem blassen Äußeren einen Akzent zu geben, stachen ihre Lippen hervor. Sie waren in einem derartig knalligen Rot gehalten, dass man mit den Augen daran kleben blieb. Sie bildeten das Zentrum in ihrem Gesicht. ...
    ... Alles andere darum herum, verschwand wie in einem Nebel, wenn man sich auf ihre Lippen konzentrierte.
    
    Sie sagte ein paar Worte, nicht viel, trotzdem verstand ich nicht was sie erzählte, denn ich sah nur ihre roten Lippen, wie sie sich bewegten. Nichts anderes. Erst als sie ihren kurzen Spruch abgelassen hatte, also das allgemeine Willkommen etc., erwachte ich wie aus einem Traum. Ob es anderen ähnlich gegangen war, konnte ich nicht sagen.
    
    Das Trio verschwand schnell wieder, ohne dass Herr Mizikowski etwas sagte, denn für dieses Büro war es nicht verantwortlich.
    
    Gut, immerhin hatten wir nun eine Führung, die ebenso wenig wusste, was sie thematisch führen sollte. Die Personen waren anwesend, die Arbeit nicht.
    
    Also hatten wir, die arbeitende Bevölkerung, viel Zeit, sich bekannt zu machen. Wir unterhielten uns miteinander, erkundeten uns darüber, wer woher kam und welcher Tätigkeit er vorher nachgegangen war.
    
    Um es kurz zu sagen, wir hatten keine einheitliche Struktur. Die Buchhaltung war neben dem Einkauf vertreten, der sich vollkommen vom Callcenter Agent unterschied. Ein bunter Haufen, der keine Richtung erkennen ließ, in die es eventuell gehen konnte. Jede Menge Fachleute auf ihrem Gebiet ohne Zusammenhang. Man hätte aus uns eine unabhängige Firma machen können, alles, was man dafür an Wissen brauchte, war hier konzentriert.
    
    Wir waren aber nicht nur in unseren Tätigkeiten unterschiedlich, sondern auch menschlich. Das zeigte sich wenig später, als der erste ...
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