1. Auch Dämonen lieben


    Datum: 28.09.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ... zu erkunden, damit er nicht am ersten Tag völlig hilflos durch die Gegend irren würde. Aber nicht heute.
    
    Kurzum entschied Jan, sich heute in seine kleine Bibliothek zu setzen und mal eine Bestandsaufnahme der Bücher zu machen. Freudig rieb er sich die Hände, als er den kleinen gemütlichen Raum betrat. Mit den Fingern über die Buchrücken gleitend, ging er langsam das Regal entlang. Sog begierig den Duft des Leders und Pergaments ein. Überflog die Titel und Einbände. Zog hie und da einen der unzähligen Schätze heraus und blätterte voll Ehrfurcht darin, bevor er es behutsam zurück an seinen Platz stellte. Wie sollte er nur anfangen? Er wollte sie alle lesen. Ein leises Wispern schien durch den Raum zu klingen. Erzählte von unzähligen Geschichten aus unzähligen Büchern aus längst vergangenen Zeiten. Es war, als würden all diese Schriften wollen, Jan von sich zu erzählen. Das Wispern wurde kaum merklich lauter... aufgeregter... gieriger! Ungeduldiger!
    
    Jans Blick fiel in eine Ecke des Bücherregals. Zwischen den Büchern lugte etwas hervor. Im ersten Moment hielt er es für eine falsch gestellte Buchstütze. Neugierig näherte er sich ihr. Der Sog wurde beinahe übermächtig. Nur noch wenige Zentimeter trennten seine Finger von dem Gegenstand seines Verlangens. Vorsichtig berührte er es. Sein erster Eindruck war falsch. Keine Stütze. Eine Steinplatte, nein, eine Tontafel. Bedächtig zog er sie aus dem Regal und hielt sie in seinen Händen. Das Wispern war verstummt. Vollkommen still. ...
    ... Gespannt...
    
    Jan traute seinen Augen kaum. Das war nicht möglich! Latein, Altgriechisch, klar. Aber Sumerisch? Unmöglich. Jan hatte nie gelernt es zu lesen. Erkannte nur die Keilschrift als das, was sie war. 5000 Jahre. Vielleicht sogar noch älter! Wie einen unbezahlbaren Schatz, welches es auch war, legte er die die Tafel in aller Vorsicht auf den Tisch. Vollkommen fertig mit der Welt ließ er sich auf den Stuhl fallen. Jan starrte auf die Tontafel vor sich und konnte seinen Blick nicht abwenden. Es war fast so, als würde sie ihn anziehen und eine unsichtbare Hand ihn dazu zwingen, sie zu berühren. Als er seine Finger über die rauen Linien und Kurven der Keilschrift gleiten ließ, spürte er eine merkwürdige Energie, die von der Tafel auszugehen schien. Er murmelte Worte, die er nicht verstand, als ob er von einer unsichtbaren Kraft dazu gezwungen wurde.
    
    Als er versuchte, sich von der Tontafel zu lösen, bemerkte er, dass seine Hand an ihr klebte. Panik stieg in ihm auf, als plötzlich der Spuk endete. Verwirrt und angsterfüllt entfernte er sich hektisch vom Schreibtisch. Polternd kippte dabei der reichverzierte Stuhl um.
    
    „Was zum Henker war das?", fragte Jan laut sich selbst. Nichts deutete auf etwas Ungewöhnliches hin. Das hatte er sich doch nicht eingebildet? Oder doch? Langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder. Er stellte den Stuhl wieder auf. Dabei fiel sein Blick auf die Tafel. Sie war leer. Komplett leer! Kopfschüttelnd starrte er auf das Stück Ton und verstand ...
«12...91011...44»