Die Frau
Datum: 16.12.2018,
Kategorien:
Reif
Es gibt Begebenheiten, an die denke ich immer wieder mit einem Lächeln zurück, denn es zeigt mir, dass der Zufall doch einen sehr eigenen Humor hat. Meine Freunschaft zu Jutta und Stefanie gehört eindeutig in diese Kategorie, denn im Grunde genommen war diese Freundschaft alles ander als normal. Stefanie war mittlerweile Teil der Firma und das sorgte dafür, dass ich mich noch mehr aus der für mich zu lauten Stadt herausziehen konnte.
Hier hatte ich mittlerweile meinen Lebensmittelpunkt.
Jutta und Steph besuchten mich regelmäßig, und genauso regelmäßig landeten wir im Rausch der Lust, doch ich wußte, dass es kein Zustand auf Dauer war, denn dafür waren die beiden Frauen einfach zu verliebt in einander.
Einen weiteren Zufall ergab sich eines Tages beim Joggen.
Es war wieder so ein Tag, an dem ich meine letzte Runde vor mir hatte. Fünf Kilometer lagen noch vor mir, dann lag der Sonntag vor mir. Kurz vor dem letzten Kilometer passierte es schließlich, ich wurde umgerannt.
Zunächst wußte ich nicht, was genau passiert war. Ich lag auf dem Boden und konnte mir nicht erklären wie ich hierher gekommen bin.
"Ist alles in Ordnung?" fragte mich eine weibliche Stimme besorgt. Ich schaute gegen die Sonne, weswegen ich die zur Stimme gehörenden Person nicht sofort erkannt hatte. Das änderte sich jedoch schlagartig, als ich wieder stand. "Können Sie nicht aufpassen?" fragte ich merklich sauer, denn ganz offensichtlich hatte sie mich einfach umgerannt. "Es tut mir leid", ...
... begann sie sich zu entschuldigen. "Ich habe....Sören?" Nun erkannte ich sie auch. Claudia Landos, die Frau meines ehemaligen Chefs. Wir sprachen uns damals alle mit Vornamen an, das war völlig normal.
"Claudia."
Ich war tatsächlich mehr als erstaunt, denn ich hätte nie damit gerechnet, dass ich sie noch einmal sehen würde. Nach meinem Ausscheiden aus der Firma hatte ich, ausgenommen zu Jutta, zu niemanden mehr Kontakt, was allerdings Teil meines Wesens ist, denn ich nehme grundsätzlich keine Arbeit in mein Privatleben. Und dazu gehören auch Arbeitskollegen oder Vorgesetzte.
Oder die Frau des Vorgesetzten.
"Sören, was machen Sie denn hier?" Ich deutete auf das kleine Haus am Ende der Straße. "Hier wohnen. Und Sie?" "Ebenfalls", meinte Claudia und zeigte auf das Ende des Dorfes. "Alles in Ordnung?" fragte mich Claudia sichtlich besorgt, nachdem ich mir über die rechte Seite strich. "Es wird wohl blau werden, mehr ist bestimmt nicht passiert", winkte ich ab. "Es tut mir wirklich leid", meinte Claudia. Ich mußte lächeln. "Passen Sie beim nächsten Mal einfach besser auf." "Versprochen."
In der Tat war die rechte Schulter blau, doch das würde vergehen. Ich genoß den Sonntag in Ruhe, las sehr viel und lebte einfach in den Tag hinein. Zum Abend hatte ich es mir auf der Terasse gemütlich gemacht, und genoß ein Glas Wein. "Was macht die Schulter?" hörte ich auf einmal die Stimme meines morgendlichen Zusammenstoßes. "Alles gut", antwortete ich ohne von meinem Buch zu lassen. ...