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Telepathie: Teil 1.1 - Das Erwachen
Datum: 22.10.2020, Kategorien: Sonstige,
... in meinem Kopf. Ich nahm die ganze Zeit sorgsam meine Medikamente, hatte sie jedoch vor kurzer Zeit eigenmächtig reduziert, weil es mir wieder gut ging. 'Er darf nicht merken, dass du wieder mal dekompensierst', dachte ich. Vielleicht ist es ja noch von dem merkwürdigen Traum, den ich eben noch hatte. Ich quälte mich aus dem Bett und schlich ins Badezimmer, um zu pinkeln und zu duschen. Dabei horchte ich in mich hinein. Nichts. Gott sei Dank! Erleichterung durchflutete mich. Nach der Dusche machte ich mich zurecht und nahm den übrig gebliebenen Teil meiner Morgenarznei. Verdammte Krankheit. Ich könnte gut ohne sie leben. Dann ging ich in die Küche, goss mir einen Kaffee ein und setzte mich meinem Mann gegenüber. Er hatte das Gesicht in die Morgenzeitung vertieft. "Guten Morgen, Schatz", sagte ich. "Guten Morgen", antwortete Pascal. Er sah noch nicht mal auf. Beinahe ängstlich wartete ich auf die Stimme im Kopf, die mich erniedrigte und kommentierte. Sie blieb aus. Erleichtert atmete ich ein paar Mal tief ein und aus. Beim letzten Mal war ich ein halbes Jahr in der Klinik, bis ich medikamentös richtig eingestellt war und das Chaos in meinem Schädel verstummte. Pascal war seitdem ein anderer zu mir. Aus Liebe wurde bestenfalls Gleichgültigkeit. Er kam einfach nicht zurecht mit meinen Halluzinationen. (Wie scheiße sie wieder aussieht) Da war es wieder... Bitte nicht! Warum muss ich mich nur selbst so runter machen, mich entwerten? Der Psychiater ...
... faselte damals etwas von mangelndem Selbstwertgefühl, aufgrund ständiger Entwertung in der Kindheit durch die Eltern usw. Mein Gehirn würde die zerstörerischen Stimmen meiner Mitmenschen in meinem Kopf erschaffen. Aber sie wären nicht echt. Ich habe das lange für eine Lüge gehalten. Natürlich waren sie echt. Und jetzt waren sie wieder da, von einer Nacht auf die andere. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und bestrich mein Brötchen mit Marmelade. (Unattraktiv. Wer will so eine noch ficken? Niemand wird bei ihrem Anblick einen hoch kriegen) 'Ich glaube, mein Mann würde so über mich denken, also schaffe ich mir seine Worte in meinem Kopf', versuchte ich mich rational wieder zu erden. Ich räusperte mich. "Ist was, Schatz?", fragte Pascal und schaute über seine Brille und über seine Zeitung hinweg zu mir herüber. "Nein, nein, alles gut, ich muss nur gleich los", wich ich aus. (Sie ist so dämlich. Sie müsste auf dem Weg zur Arbeit mal von einer Horde Penner so richtig durchgefickt werden) Ich schob den Stuhl mit einem heftigen Ruck beiseite, gab meinem Mann einen flüchtigen Kuss und verließ beinahe fluchtartig das Haus. Ob mein Mann wirklich so über mich dachte? Oder war das meine Wahnvorstellung? Wie schnell stand ich plötzlich schon wieder am Abgrund? 2. In der U-Bahn Hastig eilte ich zur Metro-Station, von der ich dann wie immer ins Krankenhaus zur Arbeit fahren würde. Ich erwartete schon, dass von überall her die fremden Stimmen über mich ...