1. Telepathie: Teil 1.1 - Das Erwachen


    Datum: 22.10.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... herfallen würden, aber Gott sei Dank blieb es ruhig. Misstrauisch beäugte ich die anderen Menschen, die in der U-Bahn-Station warteten. Eine fremde Frau mit Kopftuch sah mich durchdringend an, wandte den Kopf aber zur Seite, als ich ihren Blick trotzig erwiderte.
    
    Endlich kam die 7, in die ich einsteigen musste. Ich zwängte mich durch das dichte Gedrängel. Na war ja klar, kein Sitzplatz mehr. Also blieb ich im Gang stehen und versuchte mich so gut es ging an einer der Haltestangen festzuhalten.
    
    Mir gegenüber presste sich ein älterer Mann mit seinem Körper an mich. Plötzlich spürte ich
    
    (Lust, Erregung)
    
    seine Erektion an meinem Schenkel. Ich versuchte, ein wenig Abstand zu gewinnen, doch das war in der Menschenmenge gar nicht möglich. Wich ich zurück, hatte ich eben mit jemand anderem Körperkontakt.
    
    (Muss an die Versicherung denken)
    
    Irritiert schaute ich mich um, ob mir jemand direkt ins Ohr gesprochen hatte. Doch hinter mir blickten alle nur gelangweilt und gestresst in der Gegend herum. Sicher nur ein Gesprächsfetzen, den ich aufgeschnappt hatte.
    
    (Dumme Fotze, würd dich am liebsten ficken, Fotze)
    
    Ich erstarrte. Der alte Mann schaute desinteressiert aus dem Fenster. Hatte ich seine Stimme gehört ... oder seine Gedanken? Oder begann es schon wieder? Mir wurde warm und übel. Die Ärzte hatten lange gebraucht, um mich davon zu überzeugen, dass die Stimmen nur in meiner Einbildung existierten, dass sie ein Teil meiner psychischen Erkrankung waren. Ich war so ...
    ... froh, als ich endlich wieder Realität unter meinen Füßen spürte, als die Medikamente begannen zu wirken und die Stimmen nachließen. ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und schaute krampfhaft an dem alten Kerl vorbei.
    
    (...schon bessere Tage gesehen...)
    
    Schon wieder... mein Verstand kauerte wie das Kaninchen vor der Schlange und wartete auf die nächste Stimme.
    
    Endlich wurde ein Platz frei, und ich beeilte mich, von dem aufdringlichen, alten Sack weg zu kommen. Ich nahm Platz. Mir gegenüber saß ein graumelierter Mittvierziger. Attraktiv. Bestimmt nicht arm. Er blickte mich über den Rand seiner Zeitung nur kurz an, dann widmete er sich wieder seiner Lektüre.
    
    (Billige, verlebte Kuh)
    
    "Wie bitte?", sprach ich ihn an. Er guckte nur indigniert.
    
    "Ich habe nichts gesagt." Dann las er weiter und ignorierte mich.
    
    (Was bildet die sich ein? Doofe Fotze!)
    
    Ich versank immer tiefer in meinem Sitzpolster und wünschte mir jetzt unsichtbar zu werden. Das Stimmengemurmel wurde immer lauter und immer undurchdringlicher. Es war als ob hundert Leute direkt in meinem Kopf durcheinander redeten. Ich fasste mir mit einer Hand an den Kopf wie um die Stimmen zum Verstummen zu bringen, aber das war vollkommen zwecklos. Es begann. Es fing wieder an. Das Gebrabbel stürzte auf mich ein.
    
    (Dich würde ich flachlegen und durchficken, bis dir die Fotze glüht!)
    
    Ich bekam kaum noch Luft, alle schienen mich anzusehen. Meine Paranoia war in wenigen Sekunden auf dem Höhepunkt. Ich ...
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