1. Telepathie: Teil 1.1 - Das Erwachen


    Datum: 22.10.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... musste hier raus, sofort! Unruhig rutschte ich hin und her. Noch zwei Stationen.
    
    (Ne 08/15-Durchschnittsfrau, wahrscheinlich ausgetrocknet, die Ärmste)
    
    Er sah gut aus, mein Gegenüber. Unwillkürlich fiel mein Blick auf seinen Schritt. Ein prächtiges Stück, wenn es sich so deutlich durch seine Hose abdrückte.
    
    (Ja, 'nen ordentlichen Fick braucht die Alte)
    
    Unbewusst fasste ich mir zwischen die Beine. Ich spürte... sei ehrlich, Sylvie... ich spürte Lust... Erregung... dieser Mann könnte mir schon gefallen. Doch der war viel zu hoch für mich.
    
    (Notgeil, ja. Fasst sich vor allen Leuten an die Möse)
    
    Hastig zog ich meine Hand wieder zurück und starrte gequält vor mir auf den Boden. Noch eine Station.
    
    Konnte es denn nicht tatsächlich sein, dass ich seine Gedanken ... Blödsinn, Sylvie. Denk dran, was der Psychiater sagte. Projektionen. Wunschvorstellungen und unterdrückte Emotionen. Traumatische Erlebnisse in der frühkindlichen Entwicklung. Paranoide Psychose. Sexuelle Enthemmung. Ja, auch sexuelle Enthemmung stand zunächst in meinem Entlassungsbrief drin. Ich schäme mich noch heute dafür. Ich hatte den Doktor auf Knien angefleht, es rauszunehmen. Und tatsächlich ließ er den einen Satz noch kurz vor meiner Entlassung korrigieren. Wie hätte ich das meinem Mann erklären sollen? Wie meinem Hausarzt?
    
    Als ich aufstand
    
    (Schade, Fotze, vielleicht ein anderes Mal)
    
    schien das Gesicht meines Gegenübers Bedauern auszudrücken. Aber als ich noch einmal genauer hinsah, ...
    ... war davon nichts mehr zu erkennen. Ich musste mich geirrt haben. Fast fluchtartig stürmte ich aus der U-Bahn und eilte durch die Menge in Richtung Krankenhaus...
    
    3. Auf der Arbeit
    
    Die ersten Stunden auf der Arbeit vergingen ereignislos. Die Stimmen in meinem Kopf waren wie von Erdboden verschluckt. Ich stürzte mich in meine Tätigkeit als Krankenschwester und versuchte so gut wie möglich alles zu vergessen. Vielleicht war ich auch nur ein wenig überarbeitet. Immer wieder schaute ich mich verunsichert um, guckte in die Gesichter von Kollegen und Patienten, um in ihnen irgendwelche Anzeichen zu erkennen, dass sie über mich Bescheid wussten.
    
    Paranoides Erleben, oder Verfolgungswahn, so nannten es damals die Psychiater, die mich behandelten. Doch es blieb still, und so entspannte ich mich ein wenig in der Hoffnung, dass es jetzt wieder gut sein würde. Doch urplötzlich, als ich schon nicht mehr damit rechnete, fiel es wieder über mich her. Ich war gerade dabei, die Medikamente für die Patienten der Station zu richten, als
    
    (Ob sie das auch richtig macht?)
    
    der Pflegedienstleiter, Herr Weber, ins Schwesternzimmer hereinkam.
    
    "Hallo Frau Breuer."
    
    Ich wandte mich ihm zu und sah ihn verunsichert an.
    
    "Guten Tag, Herr Weber."
    
    "Was gibt es Neues auf Ihrer Station?"
    
    (Wie die aussieht. Als könnte sie mal wieder einen Fick vertragen)
    
    "Wie bitte?"
    
    Der Schweiß brach mir aus und ich begann zu zittern.
    
    "Ich sagte, was es Neues gibt, Frau Breuer. Stimmt etwas ...
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