1. Fünfkantwald I


    Datum: 15.11.2020, Kategorien: Schamsituation

    ... spüre Zornes- und Schamesröte aufsteigen und mache einen Schritt zur Seite. Dann ziehe ich meine Reitpeitsche aus dem Stiefel und haue Johannes einmal kräftig auf die lüsterne Pfote. Er schreit auf. Ich erkenne sogleich, dass meine spontane Handlung unbedacht, ja angesichts meiner schwachen Lage schlicht dumm gewesen ist.
    
    Zu meiner Überraschung lacht Gerlinde und meint ihrem Bruder zugewandt, die Prinzessin habe gut gehandelt und das habe er wohl verdient. Es folgt ein Streitgespräch zwischen den Geschwistern. Johannes hält dafür, er lasse sich nicht gefallen, vom Prinzesschen geschlagen zu werden und dessen runder Arsch lade geradezu ein, richtig verdroschen zu werden. Gerlinde kontert, sie seien heute mir gefolgt, um mit mir zu sprechen und mich gehörig in den Senkel zu stellen, nicht aber um mich zu verhauen. Johannes bezeichnet Gerlinde als gutmütiges Schosshündchen, das sich offenbar von der arroganten Prinzessin an der Leine führen lasse und vergesse, wie dieser ihre Armut völlig egal sei. So geht es noch einige Male hin und her. Das zweite Weib und die beiden anderen Kerle in der Runde lachen, sagen aber nichts. Ohnehin spielen diese drei im ganzen Geschehen nur eine amüsierte Nebenrolle.
    
    Ich spüre Ungeduld in mir aufsteigen. So mache ich jetzt etwas, das mir sonst nie in den Sinn käme: Ich streife mein rotes Kleid ab und bin splitternackt. Dann bitte ich Johannes um Verzeihung, dass ich ihm auf die Hand gehauen habe, übergebe ihm meine Reitpeitsche und ...
    ... strecke ihm meinen Hintern einladend zur Vergeltung entgegen.
    
    Nachdem diese Vergeltung äusserst mild ausgefallen ist und ich schon wenige Augenblicke nach dem letzten Streich meinen Hintern nicht mehr spüre, stehe ich wieder aufrecht und frage, ob ich mich jetzt ankleiden dürfe. Johannes stottert Ja. Aber Gerlinde meint grinsend Nein. Ich dürfe als Lady Godiva nachhause reiten. Sie verspreche mir, dass morgen meine Kleidung zur Razenburg gebracht werde. Jetzt spüre ich Panik in mir aufsteigen: Lady Godiva, die tapfere Frau, die im 11. Jahrhundert nackt durch eine englische Stadt ritt, um ihren Gemahl und Landesherrn zu bewegen, die Steuern der Armen zu senken oder diese zu erlassen. Ich habe gehofft, durch meine demutsvolle Entblössung und meine Bereitschaft, in kleinem Kreis Streiche auf den Hintern zu empfangen, die Sache glimpflich beenden zu können. Aber Gerlinde will offensichtlich ihr Versprechen, dafür würde ich noch büssen, das sie äusserte, als sie aus den Diensten am Hof entlassen wurde, in eindrucksvoller Weise erfüllen. Dass diese Aufforderung zum Godiva-Ritt ein nicht ernsthaft gemeinter böser Scherz sein könnte, um mich noch etwas zu plagen und zu demütigen, kommt mir erst viel später in den Sinn. Statt dass ich protestiere, bitte ich kleinlaut darum, wenigstens die Socken und die Reitstiefel anziehen zu dürfen, weil ich so mein Pferd sicherer führen könne. Dies wird mir erlaubt.
    
    Gemeinsam verlassen wir die Waldlichtung und kehren zum Waldrand zurück. Dort ...