Der Mann 01
Datum: 26.11.2020,
Kategorien:
Schwule
Am Taxistand waren gerade keine Taxen mehr, aber sicher würde bald ein freies Taxi kommen, war doch das Rotlichtviertel mit den Bars und Clubs ein Magnet für Vergnügungswillige. Aber im Stadtzentrum selbst wimmelte es nicht gerade von Taxis, wenn Freitagabends die Innenstadt und vor allem die zwielichtigen Etablissements aus allen Nähten platzten.
Ein Taxi näherte sich und ich hob die Hand wie es früher in Zeiten ohne digitale Alltagshelfer üblich war. Hinter mir hörte ich Schritte und ein Herr sprach mich an.
"Leider - so fürchte ich - wird es das Taxi sein, was ich vorhin bestellt habe."
Ein gepflegt wirkender Mann Mitte fünfzig stand jetzt neben mir.
"Kann ich Sie vielleicht ein Stück mitnehmen?"
Das klang verlockend, aber sollte ich mich darauf einlassen? Was, wenn er eine Gefälligkeit von mir erwartete? Mich zu sich einlud oder mit mir in meine Wohnung kommen wollte? Es war klar, wo er mich einordnete. Ein junger und schlanker Schwuler mit einem vielversprechenden Körper, sexy und ein bisschen tuntig. Meine Aufmachung richtete sich an Männer, deren Männlichkeit für zehn gereicht hätte.
"Gern. Vielen Dank!"
Antwortete ich nach einem kurzen Zögern.
Das Taxi fuhr an den Taxistand und mein Begleiter hielt mir die Tür auf, ließ mich einsteigen, ging um den Wagen herum und setzte sich neben mich auf den Rücksitz.
"Wo müssen Sie denn hin?"
"In die Adenauerallee."
"Das liegt ja quasi auf meinem Weg."
Der Mann wies den Fahrer an ...
... loszufahren.
Schweigend saß ich im Taxi und schaute ab und zu nach draußen.
"Wie lautet die Nummer?"
"Wie bitte? Entschuldigung, natürlich die Hausnummer! Wenn Sie mich an der Kreuzung Jacques-Offenbach-Straße, Adenauerallee absetzen, wäre das wunderbar!"
"Es wäre keine große Sache Sie vor Ihrer Haustür abzusetzen."
Meinte er. Aber ich wollte nicht bis vor die Tür gebracht werden. Es fühlte sich sicherer an, wenn der Mann neben mir nicht wusste wo ich wohnte. Von der großen Kreuzung aus waren es zu mir nach Hause zehn Minuten zu Fuß. Also auch nachts in leicht angeheitertem Zustand kein Problem.
"Danke, aber Sie sind schon so nett und nehmen mich mit. Dann möchte ich nicht noch mehr Umstände machen."
"Wie Sie möchten, aber auf die fünf Minuten wäre es nicht angekommen."
Ich atmete auf als mein Begleiter es dabei bewenden ließ und das Taxi kurz vor der Kreuzung hielt. Ich bedankte mich und stieg aus. Der Wagen fuhr gleich weiter. Zügig ging ich die Jacques-Offenbach-Straße entlang. Es wurde dunkler als ich mich immer weiter von der großen Kreuzung entfernte, denn die Straßenlampen beleuchteten nur teilweise den Gehsteig.
Kurze Zeit später näherte sich von hinten ein Auto, hielt kurz an und fuhr dann weiter. Sonst begegnete ich niemandem. Aber das war in einer ruhigen Seitenstraße um diese Uhrzeit auch nicht ungewöhnlich. Dann wechselte ich die Straßenseite und bog in eine schmale Straße ein. In der Mitte dieser relativ kurzen Straße wohnte ich über einer ...