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Der Club der jungen Dichterinnen 03
Datum: 28.12.2020, Kategorien: Erstes Mal
... gemein.", sagt er halb ernst. „Oh, ich wollte nur, dass bei der jungen Dame keine dummen Gedanken aufkommen.", gibt sie lachend zurück, „Bitte erzähl mir von dir! Immer wenn ich dich beobachtet habe, hattest du ein Buch in der Hand. Was liest du die ganze Zeit?" „Heißt das, dass du mich schon länger beobachtest?" „Meinst du, ich würde mein erstes Mal an irgendeinen Typen verschenken? Ich habe lange gesucht und erst dann ausgewählt." „Und dann ist deine Wahl ausgerechnet auf mich gefallen, einen alten Mann, der dein Opa sein könnte." „Genau, auf einen attraktiven, erfahrenen und sympathischen, alten Mann." „Aber woher willst du das wissen?" „Ich habe Augen im Kopf und so ein Gefühl." „So ein Gefühl ... das ist der entscheidende Punkt: Gefühl. Meinst du nicht, du solltest dieses erste Mal -- und es gibt nur ein einziges erstes Mal -- für den Moment und den Menschen aufsparen, für den du Gefühle hast." „Aber ich habe doch das Gefühl, dass es mit dir genau passt." „Ich meine aber nicht das Gefühl, dass etwas passt, ich meine das Gefühl jemand zu lieben." „Hast du bisher nur mit Menschen geschlafen, die du geliebt hast?" Er ist stumm und er bleibt stumm. Seine Gedanken verirren sich in vergangenen Zeiten, gleiten zu geliebten und dann doch verlorenen Frauen. „Du hast doch bestimmt schon mit ganz vielen Frauen geschlafen, hast du die alle geliebt oder nur begehrt oder war es nur der Mensch am richtigen Ort zur richtigen Zeit." Noch immer ...
... findet er keine Worte, dann bahnt sich etwas in ihm freien Weg: „Ich weiß es nicht mehr. Es waren 15, vielleicht auch 20 Frauen mit denen ich bisher zusammen war, kein einziger Mann, ich liebe Frauen, aber ich denke, ich habe sie alle geliebt, ansonsten hätte ich nicht mit ihnen schlafen können. Ich weiß nicht, warum ich bei keiner lange Zeit bleiben konnte, manche haben mich verlassen, die meisten habe ich durch meine Reisen verloren, aber ich habe sie alle zu ihrer Zeit geliebt." Glaubt sie ihm das, glaubt er es sich selbst, kann man es überhaupt glauben? „Was ist das mit den Reisen. Wie finanzierst du das. Wovon lebst du?" „ich lebe vom Schreiben über meine Reisen. Ich reise und wenn ich zurück bin, setze ich mich an den Schreibtisch und ordne meine Reisetagebücher. Dann mache ich daraus ein paar Texte für Zeitschriften und schreibe ein Buch für meinen Verlag. Das macht große Freude, manchmal habe ich das Gefühl, dass die Reise erst wahr wird, wenn ich danach alles aufgeschrieben habe. Was dann weniger Freude macht, ist das erneute Lesen danach und die nötigen Nacharbeiten. Das ist jetzt gerade meine Arbeit -- und die ist viel leichter zu ertragen, wenn man dabei in der Sonne liegt." „Und davon kann man leben? Die Reisen führen dich doch bestimmt in ferne, exotische Gegenden, das kostet doch sicher immer eine Menge Geld." „So wie ich reise, kostet es fast nichts, außer etwas Mut und die Offenheit für Neues und Außergewöhnliches. Und meine Art zu reisen, ...