Das Koma
Datum: 02.01.2021,
Kategorien:
Romantisch
... sie auf mich zu und gibt mir die Hand: "Guten Tag Herr Bäumler. Mein Name ist Veronika Maler. Ich möchte mich für die Situation gerade entschuldigen, aber für meine Tochter ist das eben nicht einfach gewesen."
"Schwester Erika hat mir ihren Fauxpas schon erklärt. Es tut mir leid für sie und ihre Familie."
Frau Maler schaut mich schief an: "Dankeschön. Und wir geht es Ihnen?"
"Weiß ich noch nicht", antworte ich nach kurzer Zeit, "mir fehlen vier Monate und ..."
Ich stocke und sie sieht mich ernst an: "Reden sie drüber, wenn sie bereit sind."
Sie schiebt einen Stuhl zu meinem Bett und setzt sich zu mir: "Ich bleibe jetzt erst einmal hier."
"Und ihre Tochter?", frage ich etwas verwirrt.
"Sitzt draußen mit ihrer besten Freundin. Das ist ok. Ich würde allerdings heute nicht so lange bleiben wollen wie geplant. Dafür bin ich dann morgen für sie da."
Sie lächelt mich an, während Schwester Erika den Raum verlässt.
Ich seufze. Eigentlich würde ich lieber alleine sein, andererseits habe ich Angst davor
"Was ist passiert?", frage ich dann: "Die beiden Ärzte vorhin waren", ich bekomme wieder feuchte Augen, "nicht sehr informativ."
"Sicher?"
Ich drehe mich zu ihr: "Mir fehlen vier Monate, vor allem aber ..."
Ich stocke und sie nimmt meine Hand.
Zwei Stunden später hat sie mir den Unfallhergang geschildert und auch, was danach passiert ist.
Der Fall war tagelang in den Medien und hat die ganze Pandemie-Diskussion, die sich langsam ...
... totgelaufen hat, überdeckt.
Der LKW-Fahrer ist einem Kind ausgewichen, was einem Ball hinterhergelaufen ist, und er hat daher die rote Ampel übersehen. Er ist seitdem in psychotherapeutischer Behandlung und kann seinen Beruf wohl nie wieder ausüben.
Meine Frau ist - gemäß Wunsch - anonym begraben und meine Tochter lebt im Augenblick bei meiner Mutter. Sie hat, das hatten die Ärzte ja vorhin gesagt, ein Bein teilweise verloren und hat gerade mit ihrer Reha begonnen.
Mein Arbeitgeber - ich war Projektleiter in einem Softwarehaus - hat direkt nach dem Unfall verlauten lassen, dass er mich erst wieder sehen möchte, wenn ich bereit bin, wieder arbeiten zu gehen.
"Ich habe heute Mittag mit ihm gesprochen", sagt Frau Mahler, "er würde, wenn Sie möchten, nächste Woche einmal nach dem Rechten sehen. Die Entscheidung liegt aber bei Ihnen."
"Unsere Wohnung, die Rechnungen, ich muss doch ...", fange ich an, aber sie stoppt mich: "Das meiste hat ihre Mutter erledigt, einen Teil ihr Chef zusammen mit dem Steuerberater."
Das größte Problem waren die Vollmachten für die Banken, die waren relativ stur, aber ein befreundeter Anwalt von Frau Maler hat meiner Mutter unter die Arme gegriffen.
"Kann ich mit meiner Tochter sprechen?"
"Wenn sie das wollen, können wir das gerne machen". Sie holt ein Handy und ein kleines Notizbuch aus ihrer Tasche.
"Ich habe vorhin schon mit ihrer Mutter gesprochen. Sie ist zu ihrer Tochter gefahren und wartet auf ihren Anruf."
Das Gespräch war ...