1. Das Koma


    Datum: 02.01.2021, Kategorien: Romantisch

    ... fürchterlich. Meine Tochter war völlig aufgelöst und auch meine Mutter war total am Ende. Über meinen Zustand möchte ich gar nicht reden.
    
    Die beiden versprechen, sich morgen in den Zug zu setzen. Sie würden im Laufe des Nachmittags eintreffen.
    
    Ich bin völlig alle, und wenn meine Tochter nicht noch am Leben wäre, dann hätte ich ernsthaft über einen Suizid nachgedacht.
    
    Frau Maler hat mich nach dem Telefonat lange angeschaut.
    
    Auf einmal erzählt sie von sich.
    
    Ihr Mann und sie waren 19 Jahre zusammen. Der Grund war ein One-Night-Stand zu ihrem 20. Geburtstag, der Melanie zur Folge hatte.
    
    Richtig geliebt, "so mit Schmetterlingen im Bauch", haben sie sie sich nie, der gemeinsame Nenner war die Tochter.
    
    Irgendwie führte dass dann zu dem einen oder anderen Seitensprung und vor sechs Monaten verließ ihr Mann, Manfred, nach einem Streit die Wohnung und kam nie wieder.
    
    Er ist - ob mit Absicht oder durch einen Unfall - von der Fahrbahn abgekommen und von einer Brücke gestürzt.
    
    Er war von Beruf Anwalt und hatte ihr und ihrer Tochter ein nicht unerhebliches Vermögen vererbt.
    
    "Deswegen habe ich angefangen, mich um Patienten auf der Koma-Station zu kümmern. Der Pflegenotstand ist durch Corona nicht besser geworden und ich hatte ja Zeit. Meinen Job in der Kanzlei meines
    
    es habe ich aufgegeben, da ein paar der Senior-Partner der Meinung waren, dass ich ja jetzt für sie verfügbar wäre."
    
    Jetzt schaue ich sie eine ganze Weile an und sage dann leise: ...
    ... "Dankeschön."
    
    Sie lächelt mich an: "Wofür?"
    
    Bevor ich antworten kann, klopft es an der Tür und ihre Tochter steckt den Kopf rein: "Entschuldigung bitte, Mama, kannst du mal kommen?"
    
    Frau Mahler will schon aufstehen, doch ich sage spontan: "Komm doch rein, wenn du magst."
    
    Ihre Mutter sieht mich verdutzt an und Melanie kommt in den Raum. Die beiden tuscheln einen Augenblick zusammen und dann nickt ihre Mutter: "Klar, aber du rufst an, wenn irgendetwas ist?"
    
    "Auf Wiedersehen, Herr Bäumler und gute Besserung", sagt Melanie dann und ist auch schon wieder verschwunden.
    
    Ich schaue ihre Mutter fragend an und jetzt ist sie auf einmal traurig: "Sie übernachtet bei ihrer Freundin. Morgen hat sie frei und Schwester Erika möchte sie heute auch nicht mehr arbeiten lassen."
    
    "Haben sie ein gutes Verhältnis im Augenblick?"
    
    "Na ja", sagt sie: "Nach dem Unfall hat sie mir an den Kopf geschmissen, dass ich Schuld am Tod ihres Vaters währe. Sie hat sich zwar entschuldigt, aber irgendwie steht das immer noch zwischen uns."
    
    Ich schiebe langsam meine Hand auf ihre: "Das sollten sie aus der Welt schaffen."
    
    "Ich weiß", sagt sie, "wir waren beide in einer Therapie nach dem Unfall, aber irgendwie haben wir das nie ausgeräumt. Als Folge ist sie halt manchmal bei Ihrer Freundin und manchmal klammert sie ganz stark."
    
    "Reden sie mit ihr, das tut ihnen beiden bestimmt gut."
    
    Dann lächelt sie aber: "So und jetzt besprechen wir, wie es die nächsten Tage weitergeht. Ich arbeite sonst noch ...
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