Tausendschmerz
Datum: 02.03.2021,
Kategorien:
BDSM
... beobachtet zu werden?«
»Ja, Herr«, sagte die Gestalt mit hörbarem Stöhnen.
»Was war das eben?«, schnauzte er sie an.
»Nichts. Ich habe nur geatmet, Herr.«
»Du wirst die ganze Bibliothek auf diese Art fegen und den Blick immer gen Boden gerichtet halten. Es kann jederzeit passieren, dass ich dich beobachte, hast du das verstanden?«
»Ja, Herr.«
Der König widmete sich wieder seinen Büchern und schaut nur gelegentlich auf, um zu sehen, wo die Lumpengestalt gerade am Werk war. Im Allgemeinen schikanierte er seine Bediensteten nicht unnötig, bei diesem Ding aus dem Wald machte er eine Ausnahme, immerhin durfte es den Winter unter seiner Gnade im Schloss verbringen.
»Ich bin fertig Herr«, hörte er nach langer Zeit.
»Gut, dann geh«, sagte er mit herablassender Gleichgültigkeit. Als die Gestalt zum Ausgang lief, hielt sie das Kehrblech demonstrativ ungeschickt, dass der Kehricht herunterrieselte und sie eine Staubspur hinter sich her zog. Der König sprang aus seinem Sessel und stieß die Lumpengestalt zu Boden. Mit dem Knie zwischen ihren Schulterblättern drückte er ihr Gesicht in den Schmutz und schrie: »Willst du erneut verstoßen werden und hinaus in den bitterkalten Wald, wo die hungrigen Wölfe lauern?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er die Gestalt auf den Rücken und sah ihr Gesicht zum ersten Mal. Der Schmutz vermochte die Strahlkraft ihrer tiefgrünen Augen nicht zu verbergen und für einen Moment fehlten dem König die Worte.
»Du stinkst wie ...
... ein nasser Fuchs und dein Haar ist so rot wie sein Fell.«
»Alles, was ihr sagt, ist richtig, Herr«, schnaufte das Mädchen und setzt sich nicht zur Wehr gegen die Kraft des schweren Männerkörpers.
»Wer bist du? Du Ding aus dem Wald!«, schrie sie der König an. Trotz ihrer sichtbaren Angst erkannte er das Funkeln in ihren Augen. Sie fragte hörbar schnaufend: »Stimmt es, dass ihr eine Prinzessin so fest in ihre Brüste gekniffen habt, dass sie weinend auf die Knie gefallen ist?«
»Was fällt dir ein, mich auszufragen?«, herrschte der König mit einem Groll, wie er ihn noch nie zuvor empfunden hatte.
Schwere Stiefel hallten auf dem Boden, als zwei Wachen hereinstürmten, die vom Schreien des Königs alarmiert worden waren.
»Macht das Ding Ärger, Herr?«, fragten die Wachen. Der König rang um Fassung und ließ von der Gestalt ab. Er richtete seine Kleider und befahl: »Werft es ins Turmzimmer. Reißt dort das Stroh aus den Fensterlöchern und löscht das Kaminfeuer. Das Ding aus dem Wald soll den Winter kennenlernen.«
Die Nacht brachte dem König wenig Schlaf. Nach dem Frühstück ließ er einen Pagen schicken, der nach dem Ding aus dem Wald schauen sollte.
»Es lebt noch, Herr«, meldete er kurz darauf. Der König versuchte seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Doch kein Buch und kein Spiel in seinem Schloss wollte ihn heute interessieren und im Winter gab es wenig Regierungsarbeit zu erledigen. Kurz vor Sonnenuntergang eilte er in den Turm und spähte durch den Türschlitz ...