1. TABU


    Datum: 25.03.2021, Kategorien: Erstes Mal

    ... MUSS!"
    
    "Also gut, wenn das so ist, nimm Dir bitte mal einen Stift und einen Zettel aus deiner Schultasche."
    
    Fragend sah mich Tamara an, tat aber, was ich ihr aufgetragen hatte und legte Zettel und Stift vor sich auf den Tisch.
    
    "Sehr schön. Und jetzt schreibe bitte Folgendes in fehlerfreiem Deutsch auf den Zettel und stelle Dir dabei vor, es wäre ein offizielles Diktat, dass Du unter Zeitdruck schreiben müsstest:"
    
    Tamara blickte mich verunsichert an, nahm aber den Stift in die Hand und signalisierte mir ihre Bereitschaft, aufzuschreiben, was ich ihr diktieren würde.
    
    "Die Schüler innen freuten sich darüber Komma dass die Heizung so warm war Komma während sich die Schüler außen vor Kälte fast die Zehen abfroren. Manchmal ging es eben auf dem Internat für schwererziehbare Jungs ziemlich unfair zu!"
    
    Als sie zum zweiten Mal das Wort "Schüler" schreiben sollte, wurde Tamara unruhig und geriet ins Stocken, sicherlich weil sie auch hier mit einer Endung in formvollendeten Genderdeutsch gerechnet hatte. Erst als sich ihr aus dem zweiten Satz erschloss, dass es sich nur um männliche Schüler handelte, merkte sie, dass sie mir in die Falle getappt war.
    
    "So, meine Damen und Herren, ich hoffe, Ihnen allen ist aus diesem kleinen Beispiel ersichtlich geworden, wie furchtbar diese Verunstaltung der deutschen Sprache ist und wie schwer man sich das Leben mit diesem Unsinn machen kann. Und wenn dies schon euch an einer deutschen Schule ersichtlich ist, wie schwer muss es ...
    ... dann für einen Schüler oder eine Schülerin im Deutschunterricht in Frankreich, in England, in Polen oder sonst wo auf der Welt sein, unsere Sprache unter diesen angeblich emanzipationsfördernden Bedingungen zu erlernen? Glaubt ihr wirklich, ein Schüler im Ausland wäre zum Erlernen unserer Sprache zu motivieren, wenn er bei seinen Bemühungen derartig verarscht würde? Was glaubt ihr wohl, wie verwirrt dieser Schüler oder diese Schülerin wohl wären, wenn sie zum ersten Mal einen Radiobeitrag im hessischen Rundfunk hören und ihnen ständig diese absurde Gendersprache in den Ohren klingelt? Schon mal darüber nachgedacht?
    
    Ich hatte mich so richtig in Rage geredet und hätte der Klasse zu diesem Thema wahrscheinlich noch bis zum Pausengong und darüber hinaus meine Meinung darlegen können. In meiner ersten Unterrichtsstunde hatte ich aber noch etwas anderes vor und bot daher an, das Thema zu einer späteren Gelegenheit nochmals zu vertiefen. Hiermit waren alle einverstanden, bis auf Tamara, die noch mit sich zu kämpfen schien. Also kniete ich mich so vor ihren Tisch, dass ich mich mit ihr auf Augenhöhe befand und blickte sie freundlich an.
    
    "Tamara, wenn dir ernsthaft daran gelegen ist, dich als junge Frau in dieser von Männern dominierten Welt durchzusetzen, gibt es hierfür andere Wege, als eine zwanghafte Verunstaltung unserer Sprache. Der erfolgversprechendste Weg ist es, einfach besser zu sein, als es die Männer sind! Das sollte Dir doch mit Leichtigkeit gelingen, oder?
    
    Mit ...
«12...678...55»