1. Powerfrau


    Datum: 07.04.2021, Kategorien: Romantisch

    ... morgen, wenn noch mal einer kommt".
    
    "Wie geht es dir heute"? "Mir brummt immer noch der Schädel". "Willkommen im Klub. Mir auch, aber aus anderen Gründen. Aber ich werd das schon schaffen". "Ich weiß gar nicht, wie ich mich bedanken soll". "Denk da nicht drüber nach. Werd einfach erst einmal gesund". "Wie geht's Joe"? "Er ist tapfer, aber er vermisst dich natürlich. Wenn das Ärgste vorbei ist, werden wir dich mal in einen Rolli setzen, dann könnt ihr euch im Park treffen oder unten im Foyer". "Da freue ich mich schon drauf". "Ich hab dir mal die Vollmacht mitgebracht. Ich hab es erst mal auf ein Vierteljahr begrenzt und auf Rechtsgeschäfte bis 300 Euro, für mehr müssten wir dann andere Lösungen finden". "Ja danke, das ist gut so. Gib mal her, ich unterschreibe, dann leg ich mich wieder hin. Also ich schlafe, liegen tue ich ja schon". Ich verabschiedete mich dann wieder mit einem Kuss auf die Wange.
    
    Irgendwie bin ich schon ein ziemlicher Idiot. Mir war längst klar, ich liebte sie immer noch. Trotz allem. Wir waren so unterschiedlich. Sie die Erfolgsfrau, die sich durchboxte. Ich der Bescheidene, konfliktscheue. Ihr Ruhepol sollte ich sein, meinte sie damals. Vielleicht war sie ja tatsächlich mal in mich verliebt. Wie lange? Dann kam bald die Hochzeit, dann Joe. Bald darauf dann die Vorhaltungen. Ich sollte doch mehr aus meinem Leben machen. Warum nicht weiter Ruhepol bleiben? Ja, und dann die Affäre von Anna. Und als die bald zu Ende war, überraschend der ...
    ... Scheidungswunsch. Immer war sie der treibende Keil. Fast freute ich mich, sie jetzt mal so ausgeknockt zusehen. Aber trotzdem brauchte Joe sie heil wieder. Ich eigentlich auch.
    
    In den nächsten Wochen ging es langsam vorwärts mit der Heilung. Die Beine schwollen langsam ab. Ich besuchte sie jetzt jeden Tag zwei mal, einmal war die Massage vor meiner Arbeit, die andere am späten Nachmittag. Ja, und dann nach drei Wochen dann das erste direkte Wiedertreffen mit Joe. Es flossen viele Tränen, auch bei Joe, als er sie so im Rollstuhl und mit den vielen Metallstreben in ihren Beinen sah. Aber für die Psyche war es natürlich wichtig. Ein paar Wochen vergingen, dann tauchten erste Probleme auf. Die Heilung schritt nicht mehr so voran, wie es sollte. Die Beine wurden wieder dicker, Wunden eiterten wieder, die Entzündungswerte gingen hoch, es gab Fieberschübe. Die Ärzte waren besorgt. Sie gaben eine andere Art von Antibiotika, aber die half auch nicht lange, dann ging der Zirkus wieder von vorne los. Jetzt half nur noch die letzte Waffe, das Reserveantibiotikum. Tatsächlich half es wie das andere kurz, aber dann war klar, nicht ausreichend.
    
    Man sah an, daß Anna verzweifelt war. Ihre Kopfschmerzen waren schon lange weg, jetzt schmerzten ihre Beine. Ich war zu Besuch und hatte nach dem Arzt gefragt. Nach einer Weile kam er ins Zimmer, schaute mit trauriger Miene zu ihr und zu mir. "Es sieht nicht gut aus mit ihren Beinen", sagte er zu Anna. "Alles deutet auf einen Bakterienbefall hin. Ein ...
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