1. Powerfrau


    Datum: 07.04.2021, Kategorien: Romantisch

    ... multiresistenter Stamm. Wir haben alles versucht, aber wir können ihn nicht stoppen. Noch wird er von ihrem Immunsystem in Schach gehalten, aber das kann schnell kippen". Er schwieg. "Und was dann?", fragte Anna. "Wenn die Bakterien sich aus dem Knochen heraus in die Blutbahn ausbreiten, wird es zu einer Sepsis kommen. Ein überschießendes Immunsystem. Dann müssen wir das Bein amputieren. Vielleicht sogar beide. Machen wir das nicht, würden sie sterben"! "Und da gibt es keinen anderen Ausweg"? "Keinen, den wir anwenden können". "Also gibt es doch einen"? "Ich muss mich erst mal schlau machen. Ich komme morgen nochmal zu ihnen". Er ging aus dem Zimmer, ziemlich geknickt. Anna weinte leise. Mir kamen auch die Tränen, und ich hielt tröstend ihre Hand. "Was sollen wir denn jetzt machen?", heulte sie. "Halte durch, wir hören uns erst mal morgen seine Idee an, ja"? "Ja ok, ich versuch mal zu schlafen, wenn es geht". Sie drehte sich um. Ich ging leise aus dem Zimmer. Es war klar, sie musste jetzt erst mal selber mit sich kämpfen und ich konnte nicht wirklich helfen.
    
    Mit sehr mulmigem Gefühl ging ich am anderen Tag hin. Joe hatte ich natürlich nichts gesagt, aber Bettina schon. Wir warteten. Anna weinte nicht, aber ihr Gesicht sah ziemlich verheult aus. Ich hielt ihre Hand, und die Tür öffnete sich. Der Doktor kam rein. "So, ich hab mal ein wenig recherchiert. Ich hatte einen Studienkollegen aus Georgien, der mir damals von einer Klinik berichtet hatte, die auf so etwas ...
    ... spezialisiert ist. Dort werden solche Keime mit Phagen behandelt". "Phagen?", fragte ich. "Sind das nicht diese Killerviren"? "Ja, genau. In der EU dürfen solche Behandlungen noch nicht erfolgen, nur ein klein wenig Forschung. Das Problem ist, dass diese Phagen nicht standardisiert werden können, so dass die keine Zulassung bekommen. Wirken tun die aber schon, eigentlich sogar mit gutem Erfolg. Aber die Behandlung muss dann woanders erfolgen, in Georgien, in dieser Klinik. Es ist nicht billig, die Kasse zahlt das natürlich nicht, aber". "Das ist kein Problem", sagte Anna. "Was müssen wir tun"? Er gab uns ein Kärtchen. "Herr Nadashze. Der Ansprechpartner für Deutschland. Er organisiert alles. Und es sollte schnell gehen. Am besten schon gestern". "Welche Sprache spricht er denn"? "Englisch, und ein wenig deutsch". "Das musst du selber machen, Anna. Dein Englisch ist viel besser als meines".
    
    Ich hatte ihr schon längst ein neues Handy besorgt, ihres war beim Unfall zu Bruch gegangen. Sie tippte die Nummer ein und rief an. Man sah, wie ihr Herz klopfte. Jemand meldete sich. Anna meldete sich auf englisch. Sie sprach eine ganze Weile, stellte viele Zwischenfragen, einen Teil verstand ich auch, aber nicht alles. Anna machte sich auch Notizen. Dann endlich legte sie auf, nach bestimmt einer Dreiviertelstunde. "So", sagte Anna. "Also ich habe einen Platz in der Klinik vorgebucht. Und für dich nehmen wir ein Hotel. Du kommst doch mit, oder? Kann Bettina sich so lange um Joe kümmern? Ich kann ...
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