1. Die Hetäre Phryne nackt vor ihren Richtern


    Datum: 21.04.2021, Kategorien: CMNF

    ... Ballett der Oper gewesen sein. Dort lernt sie um 1916 den sehr viel älteren 'Dr. Römer' kennen, einen kulturell belesenen und an Tanz interessierten Privatgelehrten, dem sie mit Haut und Haaren verfällt.
    
    Sie fliegt aus dem Ballett und verliert auch die Unterkunft bei ihren Eltern. Der nicht unvermögende 'Dr. Römer' holt sie nach Berlin, richtet sich und ihr eine Wohnung ein und sorgt für ihre weitere tänzerische Ausbildung. Lola Bachs Vorbilder sind Isadora Duncan und Olga Desmond. 'Der ideale Frauenkörper in Bewegung – das war für mich Tanz.', sagt sie."
    
    "Ein alter Voyeur verguckt sich in eine junge Tänzerin. Was hat das mit unserem Fall zu tun? Du hältst uns nur vom Arbeiten ab, M.", schimpft P. Dennoch erregt sie die Geschichte von M. Überhaupt findet sie M. sehr attraktiv, wenn sie es sich recht überlegt.
    
    "Wart's ab, Frau Kollegin! Nur noch ein wenig Geduld, bitte!", grinst M. und fährt fort:
    
    "Nach dem 1. Weltkrieg ermuntert 'Dr. Römer' Lola, ihre Neigung zum naturalistischen Tanz in privaten Vorführungen umzusetzen. Lola Bach sammelt eine Gruppe von jungen Frauen, vom Ballett und aus der Freikörperkultur-Bewegung und studiert mit ihnen ein, was ihr seit Jahren vorgeschwebt hatte. Römer gründet derweil die 'Gesellschaft der Freunde der Kunst' und mietet einen Saal in der Joachimstaler Straße. Dort feiert das Lola-Bach-Ballett im Frühjahr 1921 Premiere und erntet 'rasenden Applaus'.
    
    "Na und wenn schon! Komm endlich zur Sache!", wirft P. ungeduldig ...
    ... ein.
    
    "Bin grad dabei! Paßt auf!", lacht M.
    
    "Im Frühsommer 1921 arrangiert 'Römer' mit dem bekannten Operetten-Komponisten Walter Kollo ein Engagement auf der Kleinkunstbühne ‚Potpourri’ im Künstlerhaus.
    
    Obschon die 'Gesellschaft der Freunde der Kunst' sich von ihren Mitgliedern unterschreiben läßt, an den Vorführungen keinen Anstoß zu nehmen, wurden Polizei-Spitzel eingeschleust. Im August kommt es zu einer Anklage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.
    
    Der Geschäftsführer des 'Naturalistischen Balletts Lola Bach' nimmt Kontakt mit dem durch spektakuläre Prozesse bekannten Verteidiger Erich Frey auf, der momentan bereits seine Freundin Celly de Rheydtwegen einer sehr ähnlichen Angelegenheit verteidigt. Noch fast vierzig Jahre später schildert Frey seine erste Begegnung mit Lola Bach:
    
    'Was dann kam, war Magie. Es war kein Tanz mehr. Es war eine berauschende, übergangslose Folge von allem, was je irgendwo auf der Welt getanzt worden war. Vom Kasotschok der russischen Steppe zum spanischen Flamenco, vom balinesischen Tempeltanz zum Liebestanz des Harems, zum Walzer, zum Tango... Ich war wie verzaubert, wie benommen.'
    
    "Wow! Das finde ich jetzt aber spannend!", wirft R. ein.
    
    "Doch dann kommt es zum Prozeß", sagt M und liest weiter:
    
    "Mitte Januar 1922, nur wenige Tage vor dem Prozeß gegen Lola Bach, wird die Nackttänzerin Celly de Rheydt von einer Strafkammer zu hohen Strafen verurteilt. Vielleicht ist sie es, die im Film „Lady Hamilton“ die Rolle der Phryne ...
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