1. Nachbarschaftshilfe


    Datum: 05.05.2021, Kategorien: Schwule

    ... Ich bekomme echt Stress mit meinem Clan, wenn ich zu spät komme, aber das schaffe ich locker. Der Supermarkt ist um die Ecke und ein paar Lebensmittelmarken hatte ich für diesen Monat auch noch.
    
    Aber dann muss ich jetzt los, dachte ich so gehetzt, wie ich es nur sein kann.
    
    Ist echt stressiger als die meisten denken ein Hartzer zu sein, dachte ich mit einem verschwitzten Grinsen. Zocken, schlafen, essen. Für mehr ist da gar nicht Zeit. Ist mir ein Rätsel, wie da andere noch arbeiten gehen können.
    
    Mir doch egal, was alle denken. Bin ich halt ein Schmarotzer. Sind die anderen halt selbst schuld, so blöd zu sein und nicht zu nutzen, was einem zusteht.
    
    Ich warf mir ein T-Shirt über, was nach einer Geruchsprobe am passabelsten erschien. Die zusammengeknüllte kurze Hose musste ich mühselig unter meinem Schreibtisch hervorholen, wo sie lag, seitdem ich sie das letzte Mal ausgezogen hatte.
    
    Geht halt nichts über eine gewisse Ordnung.
    
    Der Stoff spannte sich, während ich mir die Hose über meinen dicken Hintern zog. Mit Mühe klappte es.
    
    Ist mein Arsch echt noch fetter geworden?
    
    Scheiss drauf!
    
    Noch schnell in die Sneaker geschlüpft, wollte ich gerade gehen, als mein Blick schon wieder auf das Päckchen fiel. Einem mir sonst unbekanntem Gefühl der Nächstenliebe folgend, nahm ich es mit. Die Adresse des Besitzers lag auf meinem Weg und ich hatte nicht den Eindruck, dass etwas Wertvolles darin war.
    
    Und außerdem sollte man ja eine gute Tat im Monat ...
    ... vollbringen. Oder war es im Jahr?
    
    Egal.
    
    Der Einkauf war die Hölle. Der Supermarkt war voll und ich mühte mich mit dem Gewicht der Energydrink Dosen ab. Obwohl es hier gekühlt war, schwitzte ich wie ein Schwein, mein Shirt war komplett durch. Die "etwas" eingeschränkte Hygiene hatte aber den Vorteil, dass mir die meisten Menschen aus dem Weg gingen. Ihre gerümpften Nasen oder die angewiderten Blicke hatte ich schon lange gelernt zu ignorieren.
    
    An der Kasse wartend, freute ich mich schon darauf gleich wieder fast nackt vor meinem PC zu sitzen und mit meinen „Freunden" zu zocken. Wenn dann die Nacht hereinbrach und die Temperaturen wenigstens ein bisschen sanken, würde es auch angenehmer werden.
    
    Deshalb kann man ja besonders im Sommer nur nachts spielen. Eigentlich hatte ich quasi immer Nachtschicht.
    
    Mein Weg nach Hause führte mich dann halt an der Empfängeradresse des Päckchens vorbei. Es war wie vermutet eine ähnliche Wohnburg, wie das Mehrfamilienhaus in dem ich wohnte. Nur eine Straße weiter eben.
    
    Ich überflog die schmutzigen und ausgeblichenen Klingelschilder und fand dann aber schließlich schlecht lesbar meinen eigenen Nachnamen.
    
    8. Stock. Fast ganz oben.
    
    Ich stöhnte genervt auf. An meinen Einkauf denkend, hoffte ich, dass der Aufzug mal ausnahmsweise nicht außer Betrieb war. Sonst würde ich die Aktion abbrechen. Selbst ohne Einkauf hätte meine Gutmütigkeit Grenzen und ich wäre im Leben nicht so weit nach oben gestiegen, um jemand fremdes etwas ...
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