The Beautiful Black Bull 05
Datum: 21.05.2021,
Kategorien:
Verschiedene Rassen
... führte meine flache Hand zum Herzen und sprach ihn mit einem freundlichen „Salam" an. Er streckte mir daraufhin seinen Arm entgegen und hieß mich mit dem hierzulande traditionellen Handschlag willkommen.
„Kommen sie rein, ... kommen sie rein! Ich kochen Tee für sie!"
Einen Moment zögerte ich, sah mich noch einmal zu unserem Haus um, atmete tief durch und trat schließlich über die gesplitterte Holzschwelle hinweg. Ich schritt an Jaliel vorbei und hörte, wie sich die Haustür hinter mir wieder schloss. Mein Herz trommelte in meiner Brust. Mit einem gespannten Kribbeln im Bauch schaute ich mich um. Es war still und unangenehm dunkel. Lediglich die kleine Lichtglocke einer Kommodenlampe spendete im Eingangsbereich etwas Helligkeit. Jener dumpfe Schein verlor sich allerdings in der Tiefe dieses Flures.
„Bist du der Einzige, der noch hier ist?"
„Nein ... Badu und Fela sind oben im Gemeinschaftsraum ... und Aman ist in seinem Zimmer!"
Ich nickte stumm. Badu und Fela wussten bereits Bescheid über Aman und mich. Nur Jaliel wäre ein neuer Mitwisser. Es sei denn, ich improvisierte ein wenig und es gelang mir, diesem Afghanen meinen Besuch plausibel darzulegen. Mein Verstand drängte mich, diesem jungen Mann die mitgebrachten Lernbögen in die Hand zu drücken und wieder zu verschwinden. Doch der Nervenkitzel, das Prickeln in meinem Bauch und nicht zuletzt mein Glücksbringer hielten mich hier.
Mit einem tiefen, sehr bewussten Atemzug sog ich die Gerüche um mich herum ein. ...
... Fremdartige Düfte, verdichtet zu einer stehenden Wand abgestandener Luft, fielen auf mich hinab. Eine schwere Wolke aus einer Vielzahl von Aromen, die nicht alle meinen Beifall fanden. Exotische Gewürze, Schweiß-, Kaffee- und Modergeruch zusammengepresst in einem fensterlosen und finsteren Raum. Ich blickte auf den braun gefliesten Boden. Ein kleiner, schmaler Läufer zog sich über mehrere Meter eine vergilbte Fußleiste entlang. Vier Paar Schuhe standen darauf. Eines der Paare, zwei ausgelatschte Turnschuhe, war mir vom gestrigen Abend noch sehr wohl bekannt. Jaliel stand barfüßig neben mir und beobachtete mich neugierig.
Ich spürte, wie seine Augen meinen Körper abtasteten. Ich ignorierte es und blickte den langen, gedrungen Flur entlang. Dunkle Türen säumten die Wände, deren Konturen jedoch immer mehr im Zwielicht verschwammen, je weiter man in den Raum hinein sah. Das Ende dieses unbehaglichen Korridors lag hinter einem Vorhang aus Dunkelheit und war vom Eingang aus nur noch wage zu erahnen. Worauf hatte ich mich da eingelassen! Mit hochgezogenen Brauen blickte ich meinen afghanischen Schüler an.
„Gibt es hier keine Deckenlampen Jaliel?"
„Die Birnen sind kaputt. Entschuldigung. Muss erst neue kaufen! In Küche ist freundlicher! Dort entlang Frau Weber."
Seine Stimme war rau. Die Worte kratzten wie Herbstlaub über Asphalt und einige Silben kamen etwas gedehnt daher. Jaliel wies mit wohlwollender Gastlichkeit in den langen, dunklen Flur hinein. Unruhig blickte ich ...