1. Floor und der Teufel der Lust - 2/4


    Datum: 17.06.2021, Kategorien: BDSM

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    Floor kam aus ihrer retrospektiven Tagebuch-Gedankenwelt zurück in die Gegenwart. Das so oft zitierte Jahr war nun bis auf wenige Stunden vergangen. Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihm bis heute gerecht zu werden.
    
    Japaner verbeugen sich voreinander. Eskimos reiben ihre Nasen aneinander. Begrüßungszeremonielle dieser Art kamen Floor mittlerweile merkwürdiger vor als das, was Kieran ihr als Ritual beigebracht hatte.
    
    Wenn sie sich trafen, ging sie vor ihm auf die Knie und küsste seinen Siegelring. Anschließend drückte sie ihre Stirn gegen seinen Handrücken und hieß ihn mit den Worten: „Ich freue mich, dich zu sehen, mein Herr" willkommen. Dann hielt Floor so lange regungslos inne, bis er sie an beiden Händen fasste und nach oben zog. Kieran besiegelte ihr gemeinsames Zeremoniell, indem er entgegnete: „Ich freue mich auch, dich zu sehen, mein Eigen."
    
    Ihr Sklavinnen-Dasein empfand Floor mittlerweile als durchweg lebenswert. Kieran machte es ihr auch nicht wirklich schwer, sich in ihrer Rolle zurechtzufinden. Ohne Hemmungen, Bedenken oder gar Angst konnte sie ihr neues Leben genießen.
    
    Vieles, was er verlangte, diente nur dazu, ihre Geilheit zu schüren oder in letzter Konsequenz diese, wenn sie dann ordentlich loderte, zu befriedigen. Andere seiner Anweisungen gehörten der Rubrik an: Einfache Verhaltensregeln und lösbare Alltagsaufgaben und für eine ‚Sklavin in Ausbildung'.
    
    Nur selten musste sie Züchtigung über sich ergehen lassen. Wenn es dazu kam, ...
    ... dann meist, weil sie es sich selbst eingebrockt hatte. Strafen waren in der Regel Kierans Antwort auf Disziplinlosigkeit, Ungehorsam, Renitenz oder Schusseligkeit. Zu ihrem eigenen Leidwesen beherrschte sie alles davon nahezu perfekt.
    
    Kieran pflegte sich in solchen Fällen sehr pragmatisch mit dem Stock Genugtuung zu verschaffen. Zeitnah! Spontan! Angemessen!
    
    Damit schaffte er unschöne Dinge schnell, unbürokratisch, effizient und nachhaltig aus der Welt, denn er war nicht nachtragend. Unversöhnlich zu bleiben, trotz durchgeführter Sanktionierung, Sühne und Reue, war seiner Ansicht nach kein guter, dominanter Stil. Es gab Exemplare seiner Zunft, für die Vergebung ein Fremdwort war. Ihnen sprach er die Fähigkeit und Berechtigung, einen Sklaven oder eine Sklavin zu halten, ab.
    
    Diese Gradlinigkeit wusste Floor sehr zu schätzen. Das Wissen darum machte Disziplinierungen jenseits der Lust, mit all ihren lange nachhallenden Schmerzen und Spuren für Floor erträglicher.
    
    Sie lebte in der beruhigenden Gewissheit, einen Fauxpas begehen zu können, ohne dass Kieran ihr diesen bis ans Lebensende nachtrug. Allerdings wusste sie auch, dass es besser war, ein und denselben Fehler kein zweites Mal zu machen. Am eigenen Leib hatte sie schon erfahren müssen, dass seine Strafen hierfür ungleich härter ausfielen.
    
    Neben der schmerzlichen „Peitsche" gab es aber immer wieder auch Zuckerbrot der Lust in Hülle und Fülle. Floor war bei einem Tagebucheintrag angelangt, der ihr ein solches ...
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